Oberhausen. .
Er war weise, er war berühmt, jetzt ist er tot. Und Oktopus Paul hat einen Nachfolger. Am Mittwoch bezog der noch junge Krake Paul der Zweite sein neues Zuhause. Ob auch er die Zukunft kennt, ist ungewiss.
Alle Augen richten sich nun auf ihn: Der knapp 30 Zentimeter große und nicht einmal 300 Gramm schwere junge Krake soll die Nachfolge des in der ganzen Welt als Tierorakel bekanntgewordenen Paul aus dem Oberhausener Sea Life antreten. Paul der Zweite, der aus der Nähe der französischen Stadt Montpellier stammt, bezog am Mittwoch sein neues Zuhause im Aquarium. Fast so wie zu Zeiten der Fußballweltmeisterschaft im Sommer, als Pauls Vorhersagen einen riesigen Medienrummel ausgelöst hatten, waren doch zur Präsentation des neuen Kraken zahlreiche Journalisten gekommen.
Als Paul in einer Tonvase ins Becken gelassen wird und einen ersten zaghaften Blick hinaus wagt, zeigt ein Fernsehsender Livebilder davon. „Unerwartet schnell hat sich Paul an seine neue Umgebung gewöhnt und zeigt sich nun seinem Publikum“, sagt die Sprecherin des Aquariums, Tanja Munzig. Paul schwebt derweil durch sein neues Zuhause. Neugierig bewegt er sich mit seinen acht Tentakeln durch das Wasserbecken und erkundete jeden Fleck. „Der ist ja schon richtig aktiv und irgendwie süß“, sagt eine der ersten Besucherinnen des Aquariums.
Niemand weiß, ob Paul der Zweite das Zeug zum Orakel hat
Nachdem sein Vorgänger sämtliche Spielergebnisse der deutschen Nationalmannschaft sowie des WM-Finales richtig getippt hatte, erwarten nun nicht wenige Menschen ähnliche hellseherische Fähigkeiten bei Paul dem Zweiten. „Ich hoffe doch mal, dass er das Zeug zu einem neuen Orakel hat“, sagt die 32-jährige Tanja. Noch ist aber unklar, ob der neue Krake die Lücke, die sein Vorgänger hinterlässt, auch füllen wird. „Da wir noch nicht wissen, ob der neue Paul ähnliche Fähigkeiten besitzt, lassen wir uns die Option noch offen“, sagt Munzig. Vielleicht stelle sich in den kommenden Monaten auch heraus, dass Paul der Zweite andere Stärken besitze.
Herausfinden werden dies die Pfleger des Oberhausener Aquariums. Dabei greifen sie auf den natürlichen Spieltrieb der Kraken zurück. „Damit Paul sich nicht langweilt, müssen wir mehrmals täglich mit ihm spielen“, sagt Pfleger Timo Haußecker. Das Öffnen von Acrylglasboxen, wodurch Paul der Erste seine treffsicheren Vorhersagen zum Ausdruck brachte, sei keine einzigartige Fähigkeit gewesen und könne auch von anderen Kraken bewerkstelligt werden.
Toter Paul bleibt in Oberhausen
Spekulationen, dass der verstorbene Paul an eine spanische Stadt abgegeben werden könnte, erteilt das Aquarium eine deutliche Absage. „Paul bleibt definitiv bei uns“, sagt Munzig. In den kommenden Wochen werde das tote Tier eingeäschert und dann in einer Urne im Oberhausener Aquarium ausgestellt. Dafür soll sogar eine kleine Gedenkstätte errichtet werden, in der sich Besucher an das weltbekannte Tierorakel erinnern können. „Er ist auch für uns ein außergewöhnliches Tier gewesen“, sagt Munzig. In einem Kondolenzbuch, das das Aquarium nach Pauls Tod auslegte, trugen sich bereits Hunderte Besucher ein und verabschiedeten sich von dem Paul. Viele von ihnen sind traurig, dass sie den Tintenfisch mit den hellseherischen Fähigkeiten nicht mehr treffen konnten. (dapd)