Berlin. .

Fünf Mal mehr Männer als Frauen sterben an Herzinfarkt. Drei Mal mehr Männer begehen Selbstmord, psychische Störungen bleiben oft unentdeckt. Der in Berlin veröffentlichte Gesundheitsreport nennt Männer das „vernachlässigte Geschlecht“.

Die Krankheiten von Männern bleiben nach einer neuen Studie oft unbehandelt, weil sie nicht erkannt werden - dies gilt besonders dann, wenn es sich um psychische Erkrankungen handelt. „Männer, nehmt Eure Krisen ernst - die körperlichen, wie die seelischen“, forderte Matthias Stiehler, einer der Autoren. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) kritisierte, dass die Gesundheit von Männern bisher zu wenig beachtet worden sei.

Der Bericht zur gesundheitlichen Lage des männlichen Geschlechts wurde gemeinsam von der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit mit Unterstützung der Deutschen Krankenversicherung (DKV) erstellt. Nachdem ein Bericht zur Frauengesundheit schon 2001 veröffentlicht worden war, stellt dieser Report erstmals die Männer, ihr Verhalten und ihre Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt.“

Lebenserwartung fünf Jahre geringer

Männergesundheit muss ein großes Thema werden“, sagte Schröder. Sie wies darauf hin, dass die Lebenserwartung von Männern weiterhin mehr als fünf Jahre unter der von Frauen liege. Davon sei aber „nur ein Jahr“ rein gesundheitlich zu erklären. Andere Faktoren lägen in der Arbeitswelt. Männer machten häufiger Schichtarbeit, hätten gefährlichere Berufe als Frauen und arbeiteten bis hin zur „Selbstausbeutung“. Männer setzten sich immer mehr unter Druck, was auch ihrer Gesundheit schade.

So sind psychische Erkrankungen bei Männern weit verbreitet, werden häufig aber nicht erkannt und bleiben deshalb unbehandelt, wie es weiter hieß. Dies liege auch daran, dass Männer Hilfe aus Angst vor Stigmatisierung nicht in Anspruch nähmen, sagte die Münchner Sozialwissenschaftlerin Anne Maria Möller-Leimkühler. Zudem äußerten sich psychische Störungen oft anders als bei Frauen - in Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Gewalttätigkeit oder einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Maria Möller-Leimkühler sprach von einer „eklatanten Unterversorgung alkoholkranker Männer“.

Bekämpfung der Präsenzkultur

Die Ministerin kündigte an, Rahmenbedingungen schaffen zu wollen, „damit Männer gesünder leben können“. Sie nannte die Förderung von 30- oder 35-Stunden-Wochen in den Arbeitsverträgen und die Bekämpfung der „Präsenzkultur“ - dabei wird vom Arbeitnehmer erwartet, dass er über die festgelegte Arbeitszeit hinaus am Arbeitsplatz verweilt.

2009 starben fünf Mal so viele Männer zwischen 40 und 50 Jahren an Herzinfarkt wie Frauen, wie Stiehler ausführte. Auch begehen demnach drei Mal so viele Männer in dieser Altersgruppe Selbstmord wie Frauen. Matthias Stihler, neben der Medizinerin Doris Bardehle von der Stitung Männergesundheit Mitherausgeber des Berichts, verwies darauf, dass die weitaus höhere Selbstmordrate von Männern kaum mal ein Thema sei.

Erektionsstörungen nehmen zu

Bei einer besonders sensiblen Männerkrankheit sieht die Wissenschaft ebenfalls einen Negativtrend: „Erektionsstörungen haben seit den 70er-Jahren zugenommen“, sagte der Männer-Gesundheitsforscher Frank Sommer. Studien zeigten, dass 20 Prozent der Männer zwischen 30 und 80 Jahren Erektionsprobleme hätten. Der Bericht geht von insgesamt vier bis sechs Millionen Männern in Deutschland mit dieser Krankheit aus. ap/afp/ddp