Wie Kai aus der Kiste tritt eine Studie über die Stuttgart-21-Protestierer auf den Plan. Demnach zählen diese mehrheitlich zum „linken Spektrum“ und eben nicht zum „konservativen Milieu”. Und was nun? Muss man die Geschichte des „Aufstands der konservativen Bürger” umschreiben?

Wohl kaum, denn die Studie birgt zwar Fakten, gibt aber ebenso Anlass zu Skepsis.

Sie taugt als Momentaufnahme, welche die Situation der Demo vom 18. Oktober beschreibt. Die aber war nur Tage nach der Demo, bei der die Polizei mit großer Härte vorging. Dass sich danach ein konservativer, bürgerlicher Stuttgarter reiferen Alters nicht unbedingt erneut solchem Risiko aussetzen möchte, liegt doch auf der Hand.

Zweitens: Von einem überwiegend konservativ-bürgerlichen Protest war nie die Rede. Das Neue ist, dass sich Angehörige gutsituierter Schichten in so großer Zahl und so nachdrücklich an einer „Revolte” beteiligen. Das gab es nicht oft in dieser Republik.

Und: Sind Grünen-Wähler nicht längst in der Mitte der Bürgergesellschaft verortet? Ist Protest gegen Milliardenausgaben zur Unzeit, ist die Forderung nach transparenten Entscheidungsprozessen nur „links” oder nicht Sache auch von „konservativen” Bürgern? Die Studie blendet einiges aus.