Singapur. .

Piraten haben zwei Schiffe vor der afrikanischen Küste in ihre Gewalt gebracht. An Bord sind auch Deutsche. EU-Soldaten haben einen der entführten Tanker inzwischen gesichtet.

Ein Hubschrauber der EU-Mission „Atalanta“ hat am Sonntag den von Piraten entführten Flüssiggas-Tanker unter dem Kommando eines deutschen Kapitäns vor der kenianischen Küste entdeckt. An Bord der „MV York“ seien bewaffnete Piraten gesichtet worden, teilten die europäischen Seestreitkräfte mit. Der Hubschrauber war von dem türkischen Kriegsschiff „Gaziantep“ gestartet, um den Überfall zu untersuchen.

Die „York“ war am Samstag von Piraten überfallen worden, wie auch Theagenis Sarris von der Reederei Interunity Management Corporation in Athen bestätigte. Kontakt mit der Crew der „York“ habe es bislang aber nicht gegeben, da dass Satellitentelefon an Bord abgeschaltet sei. Auch mit den Entführern habe es bislang keine Gespräche gegeben. Der deutsche Kapitän ist demnach 70 Jahre alt und arbeitet schon seit längerem für das Unternehmen.

Die „York“ habe den Hafen von Mombasa gegen Mittag verlassen, berichtete Sarris. Rund 50 Seemeilen vor der kenianischen Hafenstadt sei der Tanker dann von zwei Booten überfallen worden, teilte die Anti-Piraten-Mission der EU auf ihrer Internetseite mit.

Zwei deutsche Besatzungsmitglieder vor Somalia entführt

Unterdessen wurde bekannt, dass am Sonntag vor der somalischen Küste ein weiterer Frachter mit deutschen Besatzungsmitgliedern entführt wurde. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bestätigte der Nachrichtenagentur dapd einen Bericht des Blogs augengeradeaus.net. Demnach befinden sich zwei deutsche Staatsbürger an Bord der „Beluga Fortune“. Die Entführung habe sich am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr MEZ rund 1.200 Seemeilen östlich der kenianischen Stadt Mombasa ereignet. Der Frachter „Beluga Fortune“ wird von der deutschen Beluga-Reederei betrieben, die sich nach Aussage einer Sprecherin voraussichtlich im Laufe des Nachmittags äußern wollte.

An Bord der MV „York“ befinden sich nach übereinstimmenden Berichten 17 Besatzungsmitglieder, die vor allem von den Philippinen stammten, unter ihnen seien aber auch zwei Ukrainer, sagte Sarris. Über das Schicksal der Seeleute lagen der Reederei keine Informationen vor. „Derzeit bewegt sich das Schiff nach Norden in Richtung Somalia.“ Bei dem Kapitän handele es sich um einen aus der Nähe von Hamburg stammenden „sehr erfahrenen Mann“, der das Gebiet kenne, sagte Sarris. Nachdem das Schiff zwei Wochen im Hafen gelegen habe und dort beladen wurde, habe es nur eine kurze Benachrichtigung per E-Mail gegeben, dass der Tanker am Samstag abgelegt habe.

Regelmäßige Überfälle

Nach Angaben der See- und Hafenbehörde von Singapur war die „York“ auf dem Weg von Mombasa zu den Seychellen, als der Notruf abgesetzt wurde. Eigner des Schiffes ist die York Maritime Company mit Sitz in Singapur, die am Sonntag mitteilte, auf Informationen aus Athen zu warten. Der Schiffsdatenbank „Vesseltracker.com“ zufolge ist der unter der Flagge Singapurs fahrende Tanker 90 Meter lang und zwölf Meter breit.

Immer wieder kommt es vor der ostafrikanischen Küste, insbesondere vor der somalischen, zu Piratenüberfällen. Erst vor einer Woche war bekannt geworden, dass somalische Piraten bereits am 9. Oktober vor der Küste Kenias einen südkoreanischen Fischtrawler mit 43 Mann Besatzung gekapert hatten. Dieses Schiff entdeckten die EU-Soldaten nun in der Nähe des Flüssiggas-Tankers. Mit der „York“ haben somalische Piraten derzeit 19 Schiffe mit 428 Geiseln in ihrer Gewalt. (dapd)