Wirkliche Erfolge kann Staatschef Nicolas Sarkozy in seiner dreijährigen Amtszeit tatsächlich nicht vorweisen, dafür umso mehr Affären, Pleiten und Skandale.
Nicolas Sarkozy hat ein echtes Problem. Weil seine Beliebtheit - gemessen an der anderer Staatspräsidenten der fünften Republik - einen historischen Tiefstwert erreicht hat, droht sein ehrgeizigstes Projekt, die Rentenreform, unter die Räder zu kommen. Gelingt dem einst als Überschall-Präsident Gefeierten jetzt gar nichts mehr?
Wirkliche Erfolge kann der Staatschef in seiner dreijährigen Amtszeit tatsächlich nicht vorweisen, dafür umso mehr Affären, Pleiten und Skandale. Die längst überfällige und im Vergleich zu den Nachbarländern eigentlich minimale Anhebung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahre sollte sein Meisterstück werden. Übrigens unter exzellenten Vorzeichen, denn die Präsidentenpartei verfügt sowohl in der Nationalversammlung als auch im Senat über eine satte Mehrheit. Auch wenn die Gewerkschaften seit Wochen trommeln und zu nationalen Protesttagen aufrufen: Ihr Kampf wirkt oft wie ein verzweifeltes letztes Aufbäumen, sie allein werden Sarkozy nicht stoppen können.
Unverhofften Rückenwind erfährt die schwächelnde Arbeiterbewegung nun von Frankreichs Jugend. Schüler und Studenten gehen seit Tagen auf die Straße - meistens aus eigenem Antrieb und nicht nur, weil Sozialisten sie aufgewiegelt und manipuliert haben. Zwar erwecken die Bilder von brennenden Autos und verletzten Demonstranten den Eindruck, Frankreich stehe am Rande des Bürgerkriegs. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Die weitaus meisten Jugendlichen begehren auf sehr friedliche und phantasievolle Weise auf. Es ist wie so oft ein harter Kern von Chaoten, die buchstäblich Benzin ins Feuer kippen. Möglicherweise hat sich der Sturm jedoch schon in wenigen Tagen wieder gelegt: Am Wochenende beginnen in Frankreich die Herbstferien.