Deutschland leistet sich eine erbärmlich oberflächliche Zuwanderungsdebatte – und das seit vielen Jahren und immer schön im Kreis herum. Dabei braucht unsere Wirtschaft Fach- und Spitzenkräfte.

Seehofer warnt vor einer Massenzuwanderung, die es nicht mehr gibt und die auch niemand mehr fordert. Er wollte es einfach mal gesagt haben. Man könnte „Stammtischniveau“ schimpfen und abwinken, würden nicht Scheindebatten wie diese immer wieder aufs Neue den Blick auf die wirklichen Probleme verstellen. Zwei davon: In Deutschland arbeiten ausländische Fachkräfte als Fensterputzer, weil ihre Abschlüsse nicht anerkannt werden. Und nach Deutschland kommen zu wenige Fach- und Spitzenkräfte, die unsere Wirtschaft aber braucht.

Beides versuchen die Fachminister sachlich anzugehen. Schavan, indem sie die Berufsabschlüsse anerkennen will; Brüderle, indem er die Zuwanderung von Qualifizierten erleichtern will. Dagegen lässt sich kaum etwas von Gehalt einwenden. Der indische Computerspezialist wird weder unsere Sozialsysteme belasten noch einem Deutschen den Arbeitsplatz wegnehmen. Und der türkische Bäckermeister, dessen Eignung anerkannt wird, kann endlich ausbilden – zum Beispiel junge, arbeitslose Türken. Doch was ein echter Bayer ist, lässt sich nicht so leicht von seinem Stammtisch loseisen.