Berlin.
Gregor Gysi ist ein Freund der klaren Worte. Bei seiner Analyse der parteieigenen Erfolge ist er einen Schritt zu weit gegangen - findet Parteichefin Gesine Lötzsch. Gysis Feststellung, die Partei ruhe sich auf Erfolge aus, sei „nicht zutreffend“.
Die Linke-Vorsitzende Gesine Lötzsch geht in der parteiinternen Strategiedebatte auf Distanz zu Fraktionschef Gregor Gysi. Mit Blick auf Äußerungen Gysis, wonach sich die Linke auf ihren Erfolgen ausruhe, sagte Lötzsch am Montag in Berlin: „Ich finde als Parteivorsitzende, dass diese Feststellung nicht zutrifft.“
Nach der Bundestagswahl habe die Linke erfolgreiche Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen bestritten und hervorragende Ergebnisse bei Bürgermeisterwahlen erzielt. Auch dort, wo es keine Wahlen gebe, seien die mehr als 6.000 Linke-Mandatsträger und viele weitere Genossen im Einsatz, betonte Lötzsch.
Gysi: „Seit der Wahl in Selbstbeschäftigung und Passivität verfallen“
Gysi hatte in der vergangenen Woche in einem Interview gesagt: „Wir sind seit der Bundestagswahl in Selbstbeschäftigung und Passivität verfallen.“ Dass die Linke in Umfragen auf der Stelle trete, sei vor allem ihr eigenes Verschulden. Die Linkspartei kommt in Umfragen derzeit auf Werte um die zehn Prozent, während die Grünen doppelt so stark sind. Im Bundestag sind die Linken vor den Grünen viertstärkste Kraft.
Lötzsch widersprach Gysis Thesen. Problem sei vielmehr, dass sich die Aktivitäten der Linkspartei nicht so in den Medien widerspiegelten, wie man sich dies wünsche. Die Parteichefin kritisierte in diesem Zusammenhang, dass bei Themen wie Hartz IV oder Afghanistan-Krieg in den Medien statt der Linken eher SPD und Grüne als Kritiker zu Wort kämen, obwohl diese selbst für die entsprechenden politischen Entscheidungen verantwortlich seien.
Eine Änderung der Strategie der Linkspartei lehnte Lötzsch ausdrücklich ab. Erst müssten die Wahlziele erreicht werden, Hartz IV zu überwinden, die Rente mit 67 zu verhindern und den Afghanistan-Krieg zu beenden. „Dann können wir uns auch neue Ziele suchen.“