Berlin. .

Die Bundeswehr wird sich mit einer Trauerfeier von ihrem getöteten Kameraden verabschieden. Ein Attentäter durchbrach gestern erstmals die „Dingo“-Panzerung und riss den Deutschen in den Tod. Ein neues Attentat in einer Moschee folgte heute.

Die Bundeswehr wird sich am Samstag mit einer Trauerfeier im nordafghanischen Kundus von ihrem bei einem Selbstmordanschlag getöteten Kameraden verabschieden. Danach werde der Leichnam nach Deutschland überführt, teilte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz, am Freitag in Berlin mit.

Der 26-jährige Sanitäts-Oberfeldwebel aus dem Fallschirmjägerbataillon 313 aus Seedorf in Niedersachsen war am Donnerstag einem Selbstmordattentäter zum Opfer gefallen. Weitere 14 Soldaten wurden verletzt, viele von ihnen hatten sich erst nach Ende der mehrstündigen Kampfhandlungen mit ihren leichten Verwundungen gemeldet. Für keinen besteht aber Lebensgefahr.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zeigte sich von dem neuerlichen Anschlag erschüttert. „Wir trauern zutiefst um einen gefallenen jungen Soldaten und wir beklagen Verwundete“, sagte der Minister. Er betonte, dieser hinterhältige Angriff zeige, dass der Afghanistan-Einsatz gefährlich bleibe. Seit Beginn des Einsatzes Anfang 2002 sind insgesamt 44 deutsche Soldaten dort ums Leben gekommen.

Guttenberg verteidigt Einsatz am Hindukusch

Zugleich verteidigte Guttenberg das militärische Engagement am Hindukusch. Dieser Einsatz diene letztlich auch der Sicherheit Deutschlands, betonte er. Bevor die internationalen ISAF-Truppen und damit auch die Bundeswehr vom Hindukusch abzögen, müsse ein „erträgliches Maß an Sicherheit“ und ein „erreichbares Maß an Entwicklung“ geben. Dazu sei es auch nötig, sich von überzogenen Vorstellungen zu verabschieden. „Wir dürfen nicht Luftschlössern hinterhereilen und Illusionen bedienen.“

Der Anschlag auf die deutschen ISAF-Soldaten ereignete sich am Donnerstag um 13.50 Uhr Ortszeit nördlich des Regionalen Wiederaufbauteams in Pol-e Khomri in der Provinz Baghlan. Die Soldaten hatten den Auftrag, eine Brücke an der Übergangsstelle bei Aka-Khel zu sichern. Den deutschen Einheit näherte sich ein Bauer mit der Bitte um medizinische Hilfe. In die Nähe der Soldaten gelangt, zündete der Mann einen Sprengsatz am Körper. Auf dem Weg zum Bundeswehrcamp gerieten die Soldaten dann in einen militärisch organisierten Hinterhalt und wurden mit Handfeuerwaffen und Mörsern beschossen. Erst nach mehreren Stunden endeten die Kampfhandlungen, bei denen auch ein NATO-Flugzeug eine Fliegerbombe auf die Mörserstellung abwarf und US-Kampfhubschrauber „Apache“ mit Raketen auf die Aufständischen feuerten.

Explosion durchdrang „Dingo“-Panzerung

Erstmals wurde bei dem Anschlag auch die Panzerung eines „Dingo“ durchschlagen, der den Hauptteil der geschützten Fahrzeuge der Bundeswehr in Afghanistan ausmacht. Die Explosion der Sprengstoffweste des Selbstmordattentäters war so stark gewesen, dass die Eisenkugeln Türen und Scheiben des „Dingo“ durchdrangen. „Einen solchen Vorfall hatten wir noch nicht“, sagte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos.In Afghanistan sind derzeit mehr als 1.000 geschützte Fahrzeuge im Einsatz - vom Geländewagen „Wolf“ und dem Patrouillenfahrzeug „Dingo“ über den Transportpanzer „Fuchs“ bis zum Schützenpanzer „Marder“.

Bombenanschlag in einer Moschee

Während des Freitagsgebets wurden bei einem neuerlichen Anschlag in einer Moschee 15 Menschen getötet. Über 20 Menschen seien bei der Explosion während des Freitagsgebets verletzt worden, sagte der Polizeichef der Provinz, Schah Dschahan Nuri. „Wir glauben die Bombe wurde in der Moschee gezündet, um den Gouverneur zu töten“, sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Der Oberkommandierende der NATO in Europa, US-Admiral James Stavridis, sagte am Freitag, dass die Terrorgefahr für Europa noch immer existent sei. Die Anschlagspläne, die vor Kurzem für Aufregung sorgten, unterstrichen die Notwendigkeit des Afghanistaneinsatzes, sagte er. Die US-Regierung warnte am Wochenende ihre Bürger vor erhöhter Terrorgefahr in Europa. Britannien und Frankreich haben seitdem ähnliche Warnungen an ihre Bürger ausgegeben. (dapd)