Stockholm. .

Andre Geim und Konstantin Novoselov haben in diesem Jahr den Physik-Nobelpreis gewonnen. Das gab soeben das Karolinska-Institut in Stockholm bekannt.

Die beiden in Russland geborenen Forscher Andre Geim und Konstantin Nowoselow bekommen den Physik-Nobelpreis für ihre bahnbrechende Arbeit zu einem nur ein Atom dicken Kohlenstoffmaterial. Das teilte das Nobelkomitee am Dienstag in Stockholm mit. Das von den beiden hergestellte Material, sogenanntes Graphen, besitzt außergewöhnliche elektrische und mechanische Eigenschaften, die eine ganze Reihe von neuen Anwendungen ermöglichen könnten. Dazu zählen schnellere Computer, aufrollbare Touchscreens oder widerstandsfähige Kompositmaterialien.

Er sei geschockt gewesen, als er von der Entscheidung der Jury erfahren habe, sagte der 51-jährige Geim. Trotzdem werde er am Dienstag normal zur Arbeit gehen. Er sei keiner der Nobelpreisträger, die „den Rest ihres Lebens nichts mehr tun“. Der in Sotschi geborene Niederländer ist Lehrstuhlinhaber an der Universität von Manchester. Den Nobelpreis teilt er sich mit seinem Forscherkollegen Konstantin Nowoselow, mit dem er in Manchester gemeinsam das Graphen hergestellt und seine Eigenschaften untersucht hat. Nowoselow wurde in Nischni Tagil in Russland geboren, er besitzt sowohl die russische als auch die britische Staatsbürgerschaft.

In der Wissenschaftszeitschrift „Science“ berichteten Geim und Nowoselow 2004 erstmals von der Herstellung des Graphen. Das Material besteht aus einer nur ein Atom dünnen Kohlenstoffschicht. Zwar wurde dieses Material bereits zuvor theoretisch beschrieben, doch erst der Forschergruppe um Geim und Nowoselow gelang es, dieses zu gewinnen. Zukünftig könnte Graphen Silizium als Ausgangsstoff für Halbleitertechnologien ablösen und eine weitere Miniaturisierung von Computern ermöglichen.

Beide Wissenschaftler arbeiten seit längerem zusammen. Bereits als Doktorand forschte der heute 36 Jahre alte Nowoselow gemeinsam mit dem 51-jährigen Geim in den Niederlanden. Geim bekam erhielt dann Ruf nach Großbritannien, Nowoselow folgte ihm kurze Zeit später.

Preisgeld mehr als eine Million Euro

Die Auszeichnung für Physik war traditionell die zweite von insgesamt fünf, mit denen der 1896 verstorbene Preisstifter Alfred Nobel wissenschaftlichen Einsatz zugunsten der Menschheit fördern wollte. Jeder Nobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,09 Millionen Euro) dotiert. Am Montag wurde der britische Reproduktionsmediziner Robert Edwards für die Entwicklung der künstlichen Befruchtung mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.Bis zum 8. Oktober werden auch die Preisträger für Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben. Die Preisverleihung erfolgt alljährlich am 10. Dezember, Nobels Todestag.

Physik-Preisträger im letzten Jahr waren der gebürtige Chinese Charles Kao sowie Willard Boyle und George Smith. Kao entwarf mit der Entwicklung optischer Glasfasern gleichsam die Kanäle des Informationsflusses; Boyle und Smith verdankt die Menschheit, dass diese Kanäle heute überlaufen. Kein Medium braucht so viel Kapazität wie die digitalen Filme und Fotos, die dank CCD-Chips heute jeder Urlauber aufnehmen kann. (afp/dapd/rtr)

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