Hamm. .
Mit der letzten Förderschicht im Bergwerk Ost in Hamm ist eine Ära der Bergbaugeschichte zu Ende gegangen. Nach 150 Jahren lief die Steinkohleförderung im östlichen Ruhrgebiet aus.
Schicht im Schacht: Das Bergwerk Ost hat am Donnerstag zum letzen Mal Kohle gefördert. Der Chef des Bergbau-Konzerns RAG, Bernd Tönjes, betonte anlässlich des letzten Produktionstages, die Stilllegung des Bergwerks sei ein Schritt auf dem Weg zur sozialverträglichen Beendigung der deutschen Steinkohleförderung bis Ende 2018.
Nach der letzten Schicht im Bergwerk Ost wird in Deutschland nur noch auf fünf Zechen Kohle gefördert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Eine Zeche gibt es im Saarland, wo Mitte 2012 die Förderung auslaufen soll.
Gedrückte Stimmung
Die zuletzt rund 1.600 Kumpel des Bergwerks Ost sollen künftig zum großen Teil auf anderen Zechen weiterarbeiten. Allerdings werden viele von ihnen in den nächsten zwölf Monaten noch mit Aufräumarbeiten unter Tage beschäftigt sein. Dort werden die wertvollen Maschinen demontiert, um in anderen Zechen weiterverwendet zu werden. Außerdem müssen umweltgefährdende Stoffe entsorgt und zwei Schächte verfüllt werden. Rund 100 Kumpel werden auf Dauer vor Ort beschäftigt sein, um die auch nach dem Ende der Förderung notwendige Wasserhaltung sicherzustellen.
Die Stimmung unter den Bergleuten am letzten Fördertag war gedrückt. „Nach 32 Jahren auf dieser Zeche ist das heute ein schreckliches Gefühl“, sagte der 47-jährige Bergmann Udo Schillhammer. „Es ist eine Leere in einem.“ Besonders bei den jungen Kollegen sei die Stimmung schlecht, ergänzte sein Kollege Roland Wegner. „Sie wissen nicht, wie es weitergeht.“
Der erste Schacht des heutigen Bergwerks Ost war 1901 abgeteuft worden. Im Jahr 1985 wurde die einhundertmillionste Tonne Kohle aus dem Abbaufeld gefördert. Noch heute lagern unter Tage nach Angaben der RAG rund 40 Millionen Tonnen abbauwürdige Kohlevorräte.
Noch fünf Zechen in Betrieb
Nach der letzten Förderschicht auf dem Bergwerk Ost in Hamm wird in Deutschland noch auf fünf Zechen Steinkohle gefördert. Die Bergwerke Ibbenbüren, Auguste Victoria, Prosper Haniel und West liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt das Bergwerk Saar im Saarland. Nach den bisherigen Planungen sollen sie bis 2018 stillgelegt werden - ohne das Kumpel ins „Bergfrei fallen“, also gekündigt werden.
Als nächste Zeche soll Mitte 2012 das Bergwerk Saar die Tore schließen. Damit endet der Steinkohlebergbau im Saarland. Zum Jahreswechsel 2012/2013 soll nach den bisherigen Planungen des Bergbaukonzerns RAG auch das Bergwerk West die Produktion einstellen. Ein genauer Zeitplan für die Stilllegung der dann noch verbleibenden drei Zechen existiert laut RAG noch nicht. Allerdings wird der sorgsam ausgetüftelte Plan nun von der EU-Kommission infrage gestellt. Sie will den hochsubventionierten Steinkohle-Bergbau bereits bis 2014 beenden.
Insgesamt arbeiten nach Angaben der Bergbaugewerkschaft IG BCE derzeit noch 23.000 Bergleute in den deutschen Steinkohle-Zechen. Sie förderten im vergangenen Jahr rund 13,8 Millionen Tonnen Steinkohle. Der größte Teil davon landete in den Kesseln der Kraftwerke sowie in der Stahlindustrie. Im Wärmemarkt spielt Kohle dagegen kaum noch eine Rolle. Die Subventionen für den Steinkohlebergbau beliefen sich 2009 laut RAG auf insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro. (dapd)