Berlin/Essen. Der ums Überleben kämpfende Handelskonzern Arcandor stemmt sich gegen die drohende Insolvenz und will seinen Antrag auf staatliche Unterstützung noch einmal nachbessern. Die Bundesregierung stellte den Eigentümern ein Ultimatum: Sie sollen den Sanierungsbeitrag deutlich aufstocken.
Der ums Überleben kämpfende Touristik- und Handelskonzern Arcandor stemmt sich gegen die drohende Insolvenz und will seinen Antrag auf staatliche Unterstützung noch einmal nachbessern.
Der Konzernvorstand wollte am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag mit Eigentümern, Vermietern und Banken beraten, um eine weitere Aufstockung der Zusagen auszuloten. Unternehmenssprecher Gerd Koslowski erklärte, am Vormittag werde auf Grundlage des Ergebnisses dieser Verhandlungen entschieden, ob ein neuer Antrag in Berlin gestellt werde.
Zuvor hatte die Bundesregierung den Eigentümern ein Ultimatum gestellt: Nur wenn sie ihren Sanierungsbeitrag deutlich aufstocken, will sich der Bund an den Rettungsbemühungen für den Handelsriesen beteiligen und damit den Konzern vor der Insolvenz retten. Deshalb wurden alle vorliegenden Anträge des Essener Unternehmens auf Staatsbürgschaften und Notkredite zunächst abgelehnt.
Auf Grundlage eines überarbeiteten Antrags wäre kurzfristig eine neue Entscheidung möglich, hieß es in Regierungskreisen. Der Beitrag der Eigentümer und der Vermieter sei bislang unzureichend.
Tag der Rückschläge für Arcandor
Arcandor-Sprecher Koslowski hatte zuvor gewarnt, wenn der Konzern ein endgültiges Nein auf seine Hilfeersuchen erhalte, müsse er unverzüglich den Gang zum Konkursgericht antreten.
Der Montag hatte bereits mit einem Rückschlag für die Rettungsbemühungen von Arcandor begonnen. Schon am Vormittag lehnte der zuständige Lenkungsausschuss der Bundesregierung den Antrag des Unternehmens auf 650 Millionen Euro Bürgschaft und 200 Millionen Euro Kredit aus dem Deutschlandfond ab, da der Konzern schon vor der Finanzkrise in Schwierigkeiten gewesen sei.
Der zweite, noch gravierendere Rückschlag kam dann am Nachmittag als die Bundesregierung auch die Bitten um einen Notkredit in Höhe von 437 als nicht genehmigungsfähig abwies. Aus Kreisen des Finanzministeriums hieß es zur Begründung, die Arcandor Hauptaktionäre Sal. Oppenheim und Schickedanz seien nicht zu einem verstärkten finanziellen Engagement bereit gewesen. Eine in Aussicht gestellte Kapitalerhöhung von 150 Millionen Euro zum Ende des Jahres erfülle in keiner Weise die Erwartungen.
Scharfe Kritik an Eigentümern und Banken
Außerdem hätten sich Hausbanken selbst bei einer 100-prozentigen Bürgschaftsübernahme nicht in der Lage gesehen, Kredite in Höhe von 437 Millionen Euro für die Rettungsphase zu gewähren. Die Vermieter waren den Angaben zufolge nicht zu einer deutlichen Reduzierung der überhöhten Mietbelastungen für die Kaufhäuser bereit. Schließlich gebe es nach wie vor keine Kreditzusage, die über die maximale Frist einer Rettungsbeihilfe von sechs Monaten hinausgehe. Eine solche längerfristige Perspektive sei aber notwendig für eine staatliche Beihilfe.
Auch die betroffenen Bundesländer hätten vor diesem Hintergrund ein finanzielles Engagement bei der Gewährung eines Rettungsdarlehens abgelehnt, hieß es in Berlin. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuletzt das unzureichende Engagement der Eigentümer bei den Rettungsbemühungen kritisiert. «Ohne eine Zukunftsperspektive ist die Inanspruchnahme staatlicher Hilfe überhaupt gar nicht denkbar», sagte Merkel am Montag. Die Bundesregierung habe kein Interesse an Lösungen, die nur vier, fünf oder sechs Monate Bestand hätten.
Die Metro bekräftigte unter dessen ihren Willen zur Gründung einer Deutschen Warenhaus AG auch beim Scheitern der Arcandor-Rettungspläne. (ap)