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Weltweit wachsen die Befürchtungen, dass Iran die grausame Todesstrafe der Steinigung an der verurteilten Sakine Mohammadi Aschtiani (43) in Kürze vollziehen will. Hinrichtungen werden während des Ramadans ausgesetzt.

Sajjad, Sohn der Todeskandidatin Sakine Mohammadi Aschtiani, äußerte seine Befürchtung telefonisch Anfang der Woche. Ein Indiz ist für ihn, dass er seit Mitte August darf keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter aufnehmen darf. Bei der öffentlich vollzogenen Steinigung wird der Deliquent bis zur Hüfte (Frauen bis zur Brust) eingegraben und mit gezielten Würfen faustgroßer Steine langsam zu Tode gefoltert. Auf der Welt gibt es keine unmenschlichere Hinrichtungsart.

Besonders in Europa regt sich Widerspruch gegen die Vollstreckung der barbarischen Strafe und das augenscheinlich inszenierte Urteil im selbsternannten Gottesstaat Iran. Am heutigen Mittwoch will das EU-Parlament eine Resolution für die angebliche Gattenmörderin und Ehebrecherin verabschieden. Gestern protestierte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso in scharf. Für die geplante Hinrichtung gebe es keine Worte. Es habe nichts mit Religion zu tun, dieses Todesurteil abzulehnen. Bereits am Montag hatte das in Straßburg tagende EU-Parlament sich mit der Iranerin solidarisch erklärt. Abgeordneten trugen das Bild der 43-Jährigen auf T-Shirts, unterschrieben mit „Rettet Sakine“.

Im Iran werden laut Amnesty International zunehmend Geständnisse erzwungen

Seit 2006 droht Mohammadi-Aschtiani wegen einer „unrechtmäßigen Beziehung“ zu zwei Männern nach demTod ihres Ehemanns laut einer Gerichtsentscheidung die Steinigung. Später wurde die Anklage auf Beteiligung am Mord an ihrem Gatten erweitert. Vor einigen Tagen wurde die offensichtlich schwer eingeschüchterte und mit einer schwarzen Burka verschleierte Frau im iranischen Staatsfernsehen vorgeführt. Dabei gab sie ihre Beteiligung an dem Mord zu. Laut Amnesty International gibt es eine zunehmende Zahl von erzwungenen Geständnissen und Selbstbezichtigungen im Iran. Das iranische Außenministerium erklärte, der Fall dürfe nicht zu einer politischen oder Menschenrechtsfrage gemacht werden.

Das Todesurteil sollte im Juli an Aschtiani vollstreckt werden und sorgte schon mehrfach international für Empörung und Proteste. Die iranische Führung setzte die Vollstreckung vorerst aus. Unter anderem hatte auch der Vatikan gegen die geplante Hinrichtung protestiert. In Frankreich setzte sich Carla Bruni, Frau des Präsidenten Nicolas Sarkozy, für Aschtiani ein. Sie wurde daraufhin in der iranischen Presse als Prostituierte beschimpft. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sprach von „einem Rückfall ins Mittelalter“. Er würde notfalls persönlich in die iranische Hauptstadt Teheran reisen.