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Das Geschäft mit dem Baum: Der Wald in NRW hat viele Besitzer und bei guter Zusammenarbeit bringt auch Kleinholz Geld. Ein Unternehmen über Generationen, wo niemand erntet, was er sät.
Blaues Blut und grüner Grund, Maximilian Freiherr von Fürstenberg hat geerbt, ein florierendes Unternehmen nebst passender Fauna: über 700 Hektar Wald, mehr als 1000 bepflanzte Fußballfelder. Rund um Kettwig setzt er auf Buchen, Eichen, Douglasien, seine „Waldgesellschaft“, astreines Holz für den Verkauf – Frischluft und Erholung gratis. Das geht nun schon seit Generationen so, denn bei den Fürstenbergs erntet niemand, was er sät – erst die Nachfahren.
240 Hektar im Ruhrgebiet, etwa 500 im Sauerland: Zum Verlaufen viel, möchte man sagen, „nicht genug“, sagt der Baron, zu wenig zum wirtschaftlich Wirtschaften. Mitarbeiter beschäftigt er da nicht, erst recht keine teuren Maschinen, nein, Fürstenberg setzt auf die Forstbetriebsgemeinschaft mit anderen Waldbesitzern. Gemeinsam beauftragen sie Forstunternehmen, leihen sich das maschinelle Kettensägenungetüm namens Harvester, teilen sich den Betreuungsförster vom Landesbetrieb Wald und Holz.
Viel Privatwald in NRW
Viele in NRW machen das so, dem Bundesland mit dem größten Privatwald-Anteil in Deutschland: Immerhin 67 Prozent des Forsts sind in Waldbauernhand, 600 000 Hektar verteilt unter 150 000 Besitzern – macht im Durchschnitt vier Hektar, nicht genug zum Leben, ein Nebenverdienst, wenn überhaupt.
Holz ist nicht gleich Holz. Da mindert krummer Wuchs den Preis, da macht’s bei der Fichte meist nur die Masse, bei der Eiche die Zeit: „Für einen 300 Jahre alten Baum gibt’s gutes Geld“, meint der 38-jährige Baron – frisch gepflanzt bleibt’s Erbensache.
Eine ordentliche Fichte ist schon in 100 Jahren erntereif und 25 Meter hoch. Was abgeholzt 2,5 Kubikmeter einbringt, bei runden 80 Euro pro Kubikmeter macht das 200 Euro. Big Business geht anders. Eine Elsbeere gilt hingegen als eine echte Rarität, ein Glücksbaum, wenn sie gut gewachsen ist: „Da können Sie bei guter Qualität für zwei, drei Festmeter bis zu 16 000 Euro erzielen“, sagt Axel Krähenbrink, Geschäftsführer beim Waldbauernverband NRW. So eine Elsbeere geht denn auch nicht schnöde an die üblichen Händler. Interessenten wie Kunsthandwerker werden angeschrieben und dürfen brieflich ein Gebot abgeben: Der großzügigste Bieter wird Baumbesitzer.
Kyrill zerstörte die Preise
Trotz so mancher Elsbeere ist das Baumgeschäft nicht ohne Risiko. „Kyrill“, sagt der Baron, immer wieder „Kyrill“, und zeigt auf baumlose Flächen, abgeknickte Stümpfe, verwaiste Fichten. Fürstenberg hat gesehen wie sein Wald zusammenstürzte, allein’ in Kettwig holzte der Orkan siebenmal mehr ab als fürs ganze Jahr geplant war, ein stürmischer Kahlschlag. Zu viel Holz für zu wenig Abnehmer, die Preise brachen ein: „nur noch 50 Euro für den Festmeter Fichte“. Und viel zu fressen für den Borkenkäfer, speziell der großzähnige Fichtenfresser schlug zu.
Solcherlei Unbill gleicht der Baron aus mit anderem Geschäft. Der studierte Archäologe macht auch in Landwirtschaft und Immobilien, vermietet Felder und Häuser, gar ein Schloss: Familiensitz Hugenpoet ist ein Hotel in Pächterhand.
In jeder Krise liegt auch eine Chance. Nach Kyrill fördert NRW den Anbau von Laub- und Mischwäldern, weil die nicht so schnell knicken wie Fichten-Monokulturen. Eine vernünftige Strategie, findet der Naturschutzbund NABU.
NABU für Bürgerwald AG
Der NABU hat überhaupt große Sympathien für den Privatwald, zumindest, wenn der in Jahrhunderte langem Besitz von Familien ist. Solche Wurzeln garantierten nachhaltige Bewirtschaftung. Und eine bessere Rendite als der Staatswald, meint der NABU. „Wir fänden es sinnvoll, die staatlichen Naturschutzgebiete in eine Stiftung zu überführen, den Wirtschaftswald in eine Bürgerwald AG, die Renditen erwirtschaftet und auf Nachhaltigkeit setzt“, sagt NRW-Landesvorsitzender Josef Tumbrinck. Und stößt im NRW-Umweltministerium auf Widerstand. Kein Wald soll mehr veräußert werden.
Auch wolle man die Mitarbeiterzahl von 1000 Beschäftigen im Landesbetrieb NRW konstant halten. 200 Arbeitsplätze wurden in den letzten Jahren abgebaut.
Baron von Fürstenberg investiert ebenfalls. Mammutbäume hat er gepflanzt – oder besser Bäumchen. Kniehoch sind die amerikanischen Riesen, „eine Spielerei, mehr nicht.“ Also keine Sensation, kein Kassenhäuschen am Waldrand – darf er auch gar nicht: Bis auf wenige Ausnahmen ist der Privatwald in Deutschland öffentlich zugänglich, für Reiter, Radfahrer und Spaziergänger. Ein öffentliches Gut, für das die Bundesregierung vor einigen Jahren die Erholungsleistung ermittelt hat: über 50 Euro pro Person und Jahr.