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Sex ist nicht nur die schönste Nebensache der Welt – das Liebesspiel macht auch glücklich und gesund. Wie sich die Sexualität im Alter verändert, erklärt die Psychologin Dörthe Huth im Interview.
Beim Sex produziert der Körper Glückshormone. Aber nicht nur das: Studien belegen, dass Sex auch gesund macht. Es stärkt das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem sowie die Muskeln im Beckenbodenbereich.
Deshalb ist Sex besonders im Rentenalter die beste Medizin gegen typische Altersleiden – trotzdem scheint Liebe im Alter ein Tabu zu sein. Dörthe Huth, Psychologin und Buchautorin erklärt, warum Sex für Ältere oft zum Problem wird und wie sie offener damit umgehen können.
Was ist dran am Vorurteil: Ältere haben keinen Sex?
Dörthe Huth: Statistisch gesehen hat etwa jeder zweite Rentner regelmäßig Sex. Ab 75 Jahren ist es dann nur noch jeder vierte. Bei den meisten Menschen bleibt die Einstellung über die Jahre gleich. Das heißt, wer schon immer gern Liebe gemacht hat, tut das auch im Alter.
Verändert sich die Sexualität im Alter?
Huth: So wie sich allgemein auch die Lebensansichten ändern, verändert sich bei den meisten Menschen auch die Sexualität. Während in jungen Jahren noch der Akt wichtig ist, spielt er später oft eine untergeordnete Rolle. Zärtlichkeit und Streicheleinheiten werden wichtiger.
Ist Sex im Alter ein Tabu in unserer Gesellschaft?
Huth: Schaut man sich Plakate oder Fernsehwerbung an, sind Alte gut für Antifaltencremes. Geht es um sexy Themen, sieht man nur junge Gesichter. Doch das wird sich bald ändern. Denn die gesamte Gesellschaft wird älter. Auch Werbetreibende gehen immer stärker auf diese Zielgruppe ein. Also werden ältere Menschen sicher auch bei sexuellen Themen bald im Fokus stehen.
Warum wird Sex oft zum Problem?
Huth: Die Ursachen warum es dann im Bett nicht mehr klappt, sind vielfältig. Psychische Faktoren, Hormonstörungen, Nervenschädigungen, innere Erkrankungen sowie Nebenwirkungen bestimmter Medikamente. Betroffene sollten sich deshalb vertrauensvoll an einen Arzt wenden.
Potenzstörungen sind keine Seltenheit: Fast jeder zweite Mann ab 40 leidet mindestens einmal im Leben darunter. Dabei sind Probleme beim Liebesspiel nicht nur Männersache. Denn Frauen leiden im Alter oft unter einem Libidoverlust. Meist ist dann ein psychischer Druck die Ursache. Denn die fehlende Lust kann sich schnell auf die Beziehung auswirken.
Sexuelle Funktionsstörungen können aber auch erste Anzeichen für Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten sein – Warnhinweise also, die ernst genommen werden sollten.
Warum reden Ältere nicht über Sex?
Huth: Das Problem der Kommunikation ist nicht nur eines der Menschen jenseits der 50. Auch viele Junge reden nicht wirklich darüber und können ihre Wünsche nicht in Worte fassen. Ursache ist, dass es in unserer Sprache keine alltagstauglichen Begriffe für Sex gibt. Entweder man nutzt medizinische Fachsprache, was meist verkrampft wirkt oder man nutzt vulgäre Worte – beides schlecht beim intimen Thema. Deshalb versuchen viele Menschen zu zeigen, was ihnen gefällt und was nicht. Doch die Körpersprache wird oft missverstanden.
Was also tun?
Huth: Wichtig ist zunächst einmal festzustellen, was der Einzelne individuell will. Allgemein ist Sex ein Grundbedürfnis wie Essen oder Trinken. Und das auch bis ins hohe Alter. Wem beim Liebesspiel etwas fehlt, der sollte das sagen. Wer partout nicht die richtigen Worte findet und sich deshalb nicht traut, der kann sich auch beim Arzt oder Psychotherapeuten Hilfe holen.