Die etwa 25 000 Karstadt-Mitarbeiter haben sich das Feiern redlich verdient. Sie bangen seit Jahren um ihren kriselnden Arbeitgeber, der sich schließlich im Juni 2009 für zahlungsunfähig erklären musste. Nun können die Karstädter Hoffnung schöpfen.

Investor Berggruen, in den sie fast übergroße Hoffnungen setzen, kann das Traditionshaus nach einem langwierigen Mietstreit nun kaufen. Doch die Mitarbeiter wissen auch, dass ihnen sehr viel Arbeit und leider auch sehr viel Ungewissheit bevorsteht.

Denn um zu überleben, muss sich Karstadt verändern, um endlich wieder ausreichend Kunden in die Filialen zu locken. In den Städten buhlt Karstadt um Kunden im Wettbewerb mit seinem schärfsten Rivalen Kaufhof, der bereits neue Ladenkonzepte verwirklichen konnte. Das ist aber nicht nicht die einzige Konkurrenz. Denn in Zeiten, in denen Verkaufen zum „Shoppen“ – also zum Freizeitvergnügen – wurde, müssen Karstadt und Kaufhof auch „Shopping-Centern“ trotzen, die Konsumwillige mit vielen kleineren Läden und Restaurants locken. Außerdem kaufen viele Verbraucher heutzutage von Zuhause im Internet Sachen. Die Kaufwelt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten also mächtig geändert; die Hochzeit der Warenhäuser mit einem Rundum-Sorglos-Sortiment ist vorbei.

Das zeigt sich nicht nur an der Karstadt-Pleite. Auch Hertie und Woolworth schlitterten in die Insolvenz, da ihre Manager es nicht verstanden, sich auf veränderte Branchen-Bedingungen einzustellen. Firmen-Zusammenbrüche sind immer eine Folge schlechter Unternehmensführung. Gerade die Karstadt-Mitarbeiter können davon ein Lied singen: Der Name des Ex-Chefs der mittlerweile insolventen Karstadt-Mutter Arcandor, Thomas Middelhoff, ist zum Synonym geworden für einen Manager, der ein Traditionshaus führt wie eine Beteiligungsgesellschaft. Und dabei zwar nicht das langfristige Große Ganze im Blick hat, sondern sein eigenes Wohlergehen. Die Karstadt-Beschäftigten – darunter sehr viele Frauen, die Teilzeit arbeiten und keine starke Lobby haben – haben etwas Besseres verdient.

Der Name Karstadt jedenfalls gibt eine glanzvollere Zukunft her. In Deutschland kennt fast jeder diesen Namen. In vielen Innenstädten, die trotz Shoppingzentren am Stadtrand beliebte Einkaufsmeilen bleiben, steht eine Filiale der traditionsreichen Kaufhaus-Kette. Berggruen kann also auf einer guten Basis aufbauen – auch wenn Karstadts Ruf in den vorigen Jahren Kratzer bekam. Nun muss der Investor halten, was er den leidgeprüften Beschäftigten verspricht. Dann hat Karstadt die verdiente neue Chance.