San Fernando. .

Die Ermittlungen um das Massaker an 72 illegalen Einwanderern in Mexiko werden überschattet vom mysteriösen Verschwinden eines Polizisten und eines Anwalts - sie wurden möglicherweise von den Tätern entführt.

Nach dem Massaker an 72 illegalen Einwanderern im Nordosten Mexikos sind zwei mit dem Fall betraute Ermittler spurlos verschwunden. Der Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Tamaulipas, Eugenio Hernández, sagte am Freitag (Ortszeit), die beiden Männer seien am Vortag verschleppt worden. Zwei Anschläge mit Autobomben schürten in der Region die Angst vor einer neuen Stufe der Gewalt im Drogenkrieg.

Hernández bestätigte im Radio Gerüchte, wonach zwei Ermittler vermisst würden. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie ein leitender Polizist seien spurlos verschwunden, sagte der Gouverneur. „Wir wissen noch immer nicht, wo sie sind.“ Der Vertreter der Staatsanwaltschaft war den Angaben zufolge als einer der ersten vor Ort gewesen, als auf einer Farm nahe der Stadt San Fernando die 72 Leichen gefunden wurden. Armee und Polizei suchten mit Hochdruck nach den Vermissten, sagte Hernández.

Auf dem Weg in die USA

Mexikanische Soldaten hatten die 72 Leichen am Dienstagabend nach einem Feuergefecht mit mutmaßlichen Drogenschmugglern entdeckt. Bei den Opfern handelte es sich um illegale Einwanderer aus Mittel- und Südamerika, die in die USA wollten. Nach Angaben des einzigen Überlebenden, eines 18-jährigen Ecuadorianers, hatten sie sich geweigert, für die in der Region aktive Drogenbande „Los Zetas“ zu arbeiten und waren daraufhin von den Drogenhändlern erschossen worden.

Die Ermittler stellten bislang die Identität von gut der Hälfte der Mordopfer fest. Unter den insgesamt 72 Opfern seien mindestens 14 Menschen aus Honduras und zwölf aus El Salvador, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Mindestens vier weitere Opfer stammten aus Guatemala, außerdem ist mindestens ein Brasilianer unter den Toten. Die Regierung von Ecuador teilte unterdessen mit, dass auch mindestens sechs Bürger des südamerikanischen Landes unter den Opfern seien.

UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hatte das Massaker am Freitag scharf verurteilt und eine Bestrafung der Täter gefordert. Das Gewaltverbrechen verdeutliche einmal mehr die bedrohliche Lage, in der sich die Migranten in Mexiko befänden. Jedes Jahr durchqueren Schätzungen zufolge eine halbe Million illegale Einwanderer Mexiko in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA. Alleine in den sechs Monaten zwischen September 2008 und Februar 2009 seien dabei 10.000 Menschen von Drogenbanden entführt worden, berichtete die mexikanische Menschenrechtskommission.

28000 Tote in den vergangenen vier Jahren

Mehrere Kartelle liefern sich in Mexiko eine blutige Auseinandersetzung um die lukrativen Schmuggelrouten in die USA, seit 2006 fielen dem Drogenkrieg fast 28.000 Menschen zum Opfer. Die mexikanische Regierung setzt mehr als 50.000 Polizisten und Soldaten im Kampf gegen die Drogenbanden ein.

In Ciudad Victoria, der Hauptstadt von Tamaulipas, wurden in den Nacht zu Freitag zwei Autobombenanschläge verübt. Nach Justizangaben entstand Sachschaden, verletzt wurde niemand. Ein Anschlag richtete sich demnach gegen das Gebäude des Fernsehsenders Televisa, die andere Bombe detonierte vor der lokalen Verkehrsbehörde. Zu den Anschlägen bekannte sich niemand. Der Einsatz von Autobomben schürt Ängste vor einer neuen Stufe der Gewalt im Drogenkrieg. Anfang Juli hatten mutmaßliche Mitglieder einer Drogenbande erstmals eine Autobombe in Ciudad Juárez gezündet, dabei kamen sieben Menschen ums Leben. (afp)