Einige der ideologischen Grabenkämpfe der siebziger Jahre scheinen in der Schulpolitik dann doch überwunden.
Wer für ein Pflichtfach Wirtschaft eintritt, muss sich nicht mehr als Erfüllungsgehilfe des Großkapitals beschimpfen lassen. Wer Rechtskunde von Richtern erteilen lässt, stellt heute keineswegs die Autonomie des Systems Schule in Frage. Wer Medienkompetenz im allgemeinen Fächerkanon wünscht, gilt längst nicht mehr als Jünger flüchtiger Internet-Moden. Viele Forderungen nach Zusatzangeboten haben heute ihre unbestrittene Berechtigung.
Ein Schulsystem, das handlungsorientiertes Wissen vermitteln will, hat sich längst stärker der Gesellschaft geöffnet, als langlebige Lehrer-Klischees das wahrhaben wollen. Selbst wenn Lehrpläne mit immer rasanteren Entwicklungen nur schwer Schritt halten können.
Ärgerlicher ist vielmehr, dass jedes Bundesland, beinahe jede Stadt und jede Schule allmählich ihr eigenes bildungspolitisches Süppchen kocht. Wenn Leidenschaft, Experimentierfreude und Einstellung einzelner Politiker oder Schulleiter über das Bildungsangebot vor Ort entscheiden, droht ein verlässlicher Rahmen für Eltern und Schüler verloren zu gehen.