Dortmund. .
Die SPD will ihn loswerden, und das möglichst schnell. Doch Thilo Sarrazin denkt anscheinend gar nicht daran, sein Parteibuch abzugeben. Nun soll eine Facebook-Initiative den Druck von unten erhöhen und Sarrazin mitteilen: „Du bist nicht erwünscht.“
Von Tag zu Tag werden neue Ausschnitte aus dem neuen Buch von Thilo Sarrazin bekannt, Tag für Tag wächst der Druck auf ihn. Auch der Dortmunder Ralf Grönke hat dessen „fremdenfeinlichen Pauschalurteile“ satt. Deshalb hat er am heutigen Donnerstag eine neue Facebook-Initiative gestartet. Ihr Name: „Sarrazin muss rausss aus der SPD“.
Geht es nach Ralf Grönke, soll Sarrazin freiwillig die SPD verlassen und auch seinen Posten als Bundesbankvorstand niederlegen. „Es ist zwar gut, dass Frau Merkel und Herr Gabriel sich öffentlich zu Herrn Sarrazin geäußert haben“, sagt der 49-Jährige. „Doch damit hat es sich in der Regel ja auch – und das reicht nicht.“
Der Druck müsse von unten kommen, aus dem Volk und eben aus der Netzöffentlichkeit. „Ich bin erst seit acht Wochen bei Facebook und habe schon 100 Freunde. Wenn die mein Anliegen an ihre Freunde weitertragen, verbreitet sich das ganz schnell im Netz“, hofft Grönke. Denn Hoffnungen auf ein erfolgreiches Parteiausschluss-Verfahren hat er nicht: Sarrazin könne sich mit Hilfe von Anwälten herauswinden und immer wieder sagen, dass er bestimmte Äußerungen gar nicht so gemeint habe.
Warum Grönke die Ansichten Sarrazins nicht teilt
Bundesweit und überparteilich soll Grönkes Initiative sein, der sich bislang allerdings erst ein paar Handvoll Nutzer angeschlossen haben. Dennoch will Grönke mit seiner „Sarrazin-raus-Kampagne“ auch die SPD vor weiterem Schaden bewahren. Er sei zwar nur passives SPD-Mitglied, aber dennoch bestrebt, dass die Partei kein „fremdenfeindliches Image“ bekomme und die Wähler fragten: „Warum macht Ihr denn nichts gegen Sarrazin?“ Neben seiner Facebook-Initiative hat Grönke nach eigenen Angaben auch E-Mails an Hannelore Kraft und seine Bundestags- und Landtagsabgeordneten geschrieben. Thilo Sarrazin soll ebenfalls Post bekommen.
In diesem Brief wird vermutlich stehen, wie wenig Grönke inhaltlich mit Sarrazins Abrechnung deutscher Einwanderungspolitik anfangen kann: „Wir waren es doch, die die Väter und Großväter für Drecksarbeiten nach Deutschland geholt haben. Unsere Einwanderungsgesetze haben nun einmal zugelassen, dass die Verwandschaft nachziehen darf. Und jetzt sind die Menschen hier, und wir müssen uns auch darum kümmern.“
Bild „Goebbels des Monats“
In seinem eigenen Stadtteil, in Dortmund-Mengede, lebten viele Migranten, er selbst kaufe auch in türkischen Lebensmittelläden ein. „Ich bin natürlich auch kritisch gegenüber türkischen Zuhältern, die im Mercedes durch die Straßen fahren und Drogen verkaufen“, sagt Grönke. „Aber viele Migranten sind fleißig. Die lungern nicht herum, wenn sie arbeitslos werden, sondern setzen sich dann 12 bis 14 Stunden in ihren eigenen Kiosk oder Lebensmittelladen.“ Fremdenfeindlichkeit führe dazu, dass sich Migranten immer mehr abschotteten.
Ganz ohne Polemik kommt die Initiative „Sarrazin muss rausss aus der SPD“ aber auch nicht aus. Das Foto, das Ralf Grönke dafür gewählt hat, ist geschmacklich zweifelhaft. Es ist überschrieben mit „Goebbels des Monats“ – und zeigt die Gesichter von Sarrazin und Joseph Goebbels. Grönke begründet seine Auswahl so: „Sarrazin ist genauso ein Propaganda-Heini wie Goebbels und erzählt den gleichen Stuss wie damals – nur dass es im Dritten Reich um die Juden ging.“