Rheinberg.
Mit Claudia Schiffer begann die Ära der Supermodels. Noch immer vermarktet sich die Blondine mit dem Schmollmund perfekt. Am heutigen Mittwoch wird die Schönheit aus Rheinberg 40.
Ab und zu steigt sie vom Olymp der Schönheit herab. Für eine Kampagne von nationalem Rang, mindestens. Oder um sich als Hochschwangere noch einmal von ihrem einstigen Mentor Karl Lagerfeld für die Vogue ablichten zu lassen. Und weil in ihrer Branche Vergänglichkeit die Strafe der Götter ist, erwischt man sich in der Rolle des Staunenden: Stimmt, Claudia Schiffer, die gibt’s ja noch. Allen Klums zum Trotz. Drei Kinder und drei Fältchen hat sie mittlerweile. Und am Mittwoch wird Frau Schiffer aus Rheinberg am Niederrhein 40.
Natürlich war sie nicht das erste Fotomodell. Aber seit sie 1989 als ehrgeiziges deutsches Fräuleinwunder mit blonder Mähne und Schmollmund die internationalen Laufstege be-trat, ist nichts mehr so wie es war. Die mediale Hysterie um Frauen, denen neben perfekten Maßen starker Willen, überproportionales Selbstbewusstsein und viel Glück gegeben ist, katapultierte den Beruf des Models in der Bedeutungshierarchie weit nach oben. So weit, wie es eine Gesellschaft zulässt, die Äußerlichkeiten eine derartige Bedeutung beimisst.
Das Markengesicht
Vom Interesse am Privatleben, an Erfolgen und vor allem an Fehltritten ernähren sich Privatsender und Hochglanzillustrierte bestens. Models – Seite an Seite mit Königen, Popstars und Sport-Assen.
Claudia Schiffer hat von der Entwicklung selbst am stärksten profitiert, ihr wandelbares Aussehen perfekt vermarktet, sich als das Markengesicht der Luxuslabels etabliert. „Sie ist die Vorstandsvorsitzende ih-res Körpers“, schrieb einst der „Stern“. Das Forbes Magazin schätzt ihr Vermögen auf 200 Millionen Dollar. Vieles davon hat sie mit dicken Werbeverträgen verdient, für Brillen, Kosmetik oder Haarpflegeprodukte. Wen wundert es da, dass sich Abertausende junge Frauen in einschlägigen Fernsehshows bewerben, um den Schiffers, Campbells und Bündchens nachzueifern? Koste es, was RTL wolle.
Claudia Schiffer indes ist eine Ausnahmeerscheinung. Sie ist vorsichtig, sie ist diszipliniert, nicht nur, weil sie gesund lebt und gern früh schlafen geht. Anders als viele Kolleginnen musste sie nie Schlagzeilen über Champagnerpartys und Drogenexzesse fürchten. Sie kultivierte stets das Bild der spröden Schönen. Und was aus ihrem privaten Reich nach außen dringt, wirkt strengstens kontrolliert. Selbst die wenigen Interviews, die sie gibt, klingen nach gesiebten Verlautbarungen. In den Foto-Shootings sind, wie zu lesen war, die Posen bis zur Anzahl der geöffneten Blusenknöpfe per Vertrag festgelegt.
Aber sie ist nach wie vor im Geschäft. Models danken ab, wenn ihre Zeit abgelaufen ist, Claudia Schiffers Bilder zirkulieren auch zehn Jahre nach ihrem Abschied aus der Modewelt, ohne dass sie dabei lärmen müsste wie Heidi Klum. Dass ihr Versuch, in der Filmwelt Fuß zu fassen, mit ein paar Minirollen floppte, daran erinnert sich niemand mehr, es kratzt nicht am Image der Er-folgsfrau. Auch dass ihre Verlobung mit Amerikas Zaubermeister David Copperfield wohl eher eine Werbe-Inszenierung als eine gelebte Beziehung gewesen sein soll, um ihren Bekanntheitsgrad in den Staaten zu steigern, hat ihr nicht geschadet.
Imagekampagne
für Deutschland
Claudia Schiffer, 1987 in einer Diskothek an der Düsseldorfer Königsallee entdeckt, fühlt sich vielmehr zu Größerem berufen, trat als Repräsentantin im Organisationskomitee der Fußball-WM 2006 auf, war Gesicht einer weltweiten Imagekampagne für Deutschland, und auf dem Wirtschaftsforum in Davos zu sehen. Sie dosiert ihre Auftritte klug, erregt damit maximale Aufmerksamkeit.
Wie sie ihren 40. Geburtstag feiert? Spannender wäre die Antwort auf die Frage, wie viel der bezahlen müsste, der darüber berichten wollte.