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In Ascheberg im Münsterland soll die erste Gemeinschaftsgrundschule Nordrhein-Westfalens entstehen. Passgenau erdacht für die Kinder am Ort.
Ascheberg also. 14 947 Menschen leben in der Gemeinde tief im Münsterland. Hier, so hatte der Gemeinderat 2009 beschlossen, soll eine neue Schule entstehen, passgenau erdacht für die Kinder am Ort: die „Profilschule Ascheberg“. Nach den Sommerferien 2011 soll diese erste Gemeinschaftsschule in NRW endlich starten.
Bürgermeister Bert Risthaus ist zuversichtlich, dass es diesmal klappt. Die kleine Gemeinde plant ein Ganztagsmodell mit völlig neuem Lernkonzept für die Klassen fünf bis zehn. Es wird die strikte frühe Trennung von Haupt-, Realschülern und Gymnasiasten aufheben – und könnte Schule machen im Land.
Erst kürzlich war der CDU-Mann nach Düsseldorf gereist, um von der neuen Schulministerin Sylvia Löhrmann, der Grünen, zu hören, wann das Projekt denn starten kann. „Ein gutes Gespräch“, sagte Risthaus dieser Zeitung. „Wir werden nun bis zum Herbst noch ein paar formale Hausaufgaben erledigen.“ So ist etwa der Schulentwicklungsplan von 2006 zu aktualisieren, zudem soll die Gemeinde eine Kooperation mit einer Oberstufen-Schule schließen. Das soll sicherstellen, dass alle Zehntklässler, die das Zeug dazu haben, auch das Abitur machen können.
Loslegen im Frühjahr 2011
Vorgaben wie diese sind für Risthaus keine großen Hürden. „Ich gehe davon aus, dass wir im Frühjahr 2011 loslegen.“ Mit dem Bau der Mensen für die beiden Schulstandorte zum Beispiel.
Die Schulministerin hat jedenfalls Unterstützung signalisiert: „Ich bin von den Anstrengungen, die Ascheberg bei der Erarbeitung seines Antrages unternommen hat, sehr beeindruckt“, sagte sie nach dem Treffen mit Risthaus. Und: „Der Antrag dürfte bald genehmigt werden.“
Von solcher Rückendeckung konnte noch im Januar keine Rede sein. Damals regierte Schwarz-Gelb, und im Schulministerium war der Antrag aus Ascheberg so gar nicht willkommen. Dass der CDU-dominierte Gemeinderat nach intensiven Debatten mit Experten und Eltern das Projekt einstimmig beschlossen hatte; dass die große Mehrzahl der Eltern von rund 150 Viertklässlern ihr Kind auf die „Profilschule“ schicken wollte – das alles zählte damals nicht.
Abgeblitzt beim Parteifreund Rüttgers
Die Regierung Rüttgers blieb hart bei ihrem Kurs: Erhalt der Hauptschulen um fast jeden Preis und keine Experimente mit neuen Schulformen, die womöglich andere Gemeinden auf den Geschmack bringen könnten.
Denn die kleinen Städte und Gemeinden auf dem Land stehen alle vor dem gleichen Problem: Die Zahl der Kinder sinkt, zugleich wählen die Eltern bevorzugt Schulen, die zum Abitur führen. Die Folge: Haupt- und Realschulen verlieren Schüler, viele müssen den Betrieb aufgeben.
Aschebergs Politiker haben diesen Trend seit 2005 im Blick. Die einzige Hauptschule am Ort besuchen heute nur noch rund 200 Jugendliche; auch die Zahl der Realschüler sinkt, rund 460 gibt es zurzeit. Und selbst CDU-Politiker auf dem Land wissen längst: Besuchen Jugendliche erst einmal eine Schule in der nächsten Stadt, verlassen sie den Heimatort bald ganz. „Deshalb wollen wir den Kindern und Eltern hier bei uns eine attraktive Schule bieten“, so der Bürgermeister. „Eine Schule, die alle Bildungswege eröffnet und die jedes einzelne Kind intensiv fördert.“
Nichtstun wäre gefährlich
Dass sein Parteifreund Thomas Sternberg, schulpolitischer Sprecher der CDU- Fraktion im Landtag, warnt, „mit der ideologisch gewollten neuen Schulform bewährte Strukturen in Ascheberg und den Umlandgemeinden zu gefährden“, versteht Risthaus nicht. „Wenn wir nichts tun, würde doch genau das passieren: Die gewachsene Schullandschaft in Ascheberg wäre tot. Dann gäbe es nur noch die Grundschulen am Ort.“