Sukkur. .
Millionen Pakistaner hungern in den Katastrophengebieten. Das macht die Flutopfer noch anfälliger für Krankheiten. Offenbar droht 30 000 Neugeborenen der Tod. Nach wie vor werden Spenden benötigt.
Pakistan droht wegen der schweren Überschwemmungen eine Hungerkatastrophe. In den Krisengebieten hätten bereits Millionen Menschen zu wenig Nahrung, sagte ein UN-Sprecher am Montag. Der Hunger schwäche die Flutopfer und mache sie noch anfälliger für Krankheiten. Die Überschwemmungen haben große Teile der pakistanischen Reis-Anbaugebiete zerstört. Zunehmend betroffen ist dabei auch die südliche Provinz Sindh, die als Kornkammer des Landes gilt. Die Bundesregierung rief die Deutschen erneut zu Spenden auf und verwies dabei auf die besonders prekäre Lage von Neugeborenen und Kleinkindern in den Überschwemmungsgebieten.
Seit Beginn der Flutkatastrophe sind nach UN-Angaben mehr als vier Millionen Menschen obdachlos geworden. Bislang sind über 3400 Pakistaner in den Fluten ums Leben gekommen. Durch die schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten wurden zahlreiche Häuser, Straßen und Brücken zerstört. Nach Angaben der pakistanischen Regierung hat das Land bislang Spenden und Hilfszusagen in Höhe von rund 630 Millionen Euro erhalten. Für den Wiederaufbau benötigt Pakistan aber mehrere Milliarden.
Neugeborene vom Tod bedroht
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Wegen der schweren Flutkatastrophe sollte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag in Washington Gespräche mit pakistanischen Regierungsvertretern führen. Dabei dürfte es vor allem um eine Lockerung der strengen Haushaltsvorgaben im Rahmen eines 2008 gewährten Kreditprogramms gehen. Es wurde aber auch nicht ausgeschlossen, dass der IWF das Programm und die Sparvorgaben ganz aufgeben und stattdessen ein Rettungspaket ohne Bedingungen schnüren könnte.
Nach Einschätzung der Flut-Helfer sind in Pakistan 30.000 Neugeborene vom Tod bedroht, wenn sie nicht rasch Hilfe bekommen. Es werde erwartet, dass in den kommenden Wochen 90.000 Kinder in den Überschwemmungsgebieten und Lagern zur Welt kämen, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, nach seiner Rückkehr von einem mehrtägigen Besuch in Pakistan. Ein Drittel dieser Kinder sei akut gefährdet, solange sauberes Trinkwasser, Lebensmittel und eine medizinische Versorgung fehlten. Auch ältere Kinder seien sehr anfällig für Krankheiten: 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren seien unterernährt und damit schon vor dem Hochwasser geschwächt gewesen.
Die Hilfe kommt an
Löning rief die Deutschen im Namen der Bundesregierung erneut zu Spenden auf. Wenn jetzt nicht geholfen werde, sei mit einer ganzen Welle von Krankheiten und Todesfällen in den Überschwemmungsgebieten zu rechnen, warnte er. „Das ist jetzt die Frage: Können in Pakistan die Kinder überleben?“ Die Hilfe komme eins zu eins bei den Flutopfern an, versicherte Löning.
Die radikal-islamischen Taliban versuchten zwar vereinzelt und sehr begrenzt, die Flutopfer mit Unterstützung für sich zu gewinnen. Sie träfen jedoch in der Bevölkerung nicht auf Sympathie. Immerhin verübten die Extremisten den Großteil ihrer Anschläge in Pakistan. „Das ist den Leuten dort sehr bewusst“, sagte Löning, der zugleich Beauftragter der Bundesregierung für humanitäre Hilfe ist. Die Menschen auf dem Land in Pakistan seien fromme und konservative Moslems, aber keine Extremisten. (Reuters)