Köln. .
Wenn man auf 100 Metern Wegstrecke ein junges Paar in mittelalterlichen Kostümen, drei Polizistinnen im Mini-Rock, den Roboter R2D2 und einen muskelbepackten Urzeit-Kämpfer trifft, dann ist man auf der Gamescom.
Wenn man auf gut 100 Metern Wegstrecke ein junges Paar in mittelalterlichen Kostümen, drei Polizistinnen in Mini-Rock und Sonnenbrille, den Roboter R2D2 und einen muskelbepackten Urzeit-Kämpfer trifft, nimmt man wahrscheinlich zu viele Medikamente. Oder man ist auf der Gamescom in Köln, wo die verkleideten Gestalten Werbung machen. Zum zweiten Mal steigt Europas größte und wichtigste Video- und Computerspielmesse in der Domstadt. Bis Sonntag erwarten die Veranstalter 250 000 Besucher. Mindestens.
Mit den Armen rudern
Viele von ihnen dürften kommen, um die neuen Steuerungskonzepte von Microsoft und Sony auszuprobieren, die gerne „bewegungsintensiv“ genannt werden. Was die Sache allerdings nur unzureichend beschreibt. Denn da stehen sie die Spieler und rudern mit den Armen. Mal schnell, mal langsam. Hin und wieder laufen sie auch auf der Stelle, treten mit den Beinen, gehen in die Hocke oder springen plötzlich in die Höhe. Manchmal wälzen sie sich sogar über den Boden. Bei Sonys Move halten sie dabei wenigstens noch einen Controller mit einem leuchtenden Ball am Ende in der Hand.
Bei Kinect von Microsoft wird selbst der von einer Sensorleiste unter dem TV-Gerät ersetzt. „Sieht total albern aus, so ohne irgendetwas in den Händen“, urteilen zwei Zuschauer. Stimmt, funktioniert aber überraschend gut. Zumindest bei den Programmen, die es zum Start der neuen Steuerungskonzepte geben wird. Familien- und Partyspiele mit meist bunter Comic-Grafik sind das, die viel Körpereinsatz fordern. Jede Menge Sport gibt es – von Fußball über Leichtathletik bis hin zum Ski-Fahren. Und kaum eine größere Firma, die nicht ein neues Tanzspiel im Herbstprogramm hat. Unter manchem deutschen Weihnachtsbaum ist also der Muskelkater in diesem Jahr ein Überraschungsgast.
Zumal auch Nintendo, das die Spieler mit seiner Wii schon lange von der Couch holt, zu den Angeboten gehört, bei denen der Controller geschwungen werden muss. So kehrt nicht nur Zelda zurück, sondern sogar der Affe Donkey Kong.
Es gibt aber auch andere Spiele auf der Gamescom zu sehen. Spiele, bei denen man auf dem Sofa oder am Schreibtisch sitzen bleiben darf. Dafür geht es dann um so rasanter auf dem Bildschirm zu. Virtuelle Autorennen sind nach wie vor beliebt, wie der Andrang vor Need For Speed: Hot Pursuit und Grand Turismo 5 (Veröffentlichung 3. November) zeigen.
Auf dem virtuellen Rasen toben
Und natürlich gibt es auch Neuigkeiten von den Sims 3. Das vor allem bei Frauen und Mädchen sehr beliebte Spiel ist ab Oktober endlich auch für alle gängigen Konsolen erhältlich. Mehr noch: Ab März 2011 soll es den Ableger geben, der im Mittelalter spielt.
Während Frau oder Freundin Burgen baut, dürfen die Männer sich auf dem virtuellen Rasen austoben. FIFA 11 bietet dafür erstmals die Möglichkeit, online Elf gegen Elf zu spielen – eine neu eingebaute Torwartsteuerung macht es möglich.
Online-Rollenspieler kommen auf der Gamescom natürlich auch voll auf ihre Kosten. Das liegt nicht nur an der neuen Erweiterung für das beliebteste Rollenspiel im Netz, World of Warcraft. Cataclysm, so der Titel, bietet bewährte Kost, aufgemöbelte Grafik und wird voraussichtlich Ende des Jahres in den Läden stehen. Star Wars: The Old Republic dürfte ähnlich viele Spieler anziehen. Mit der Filmlizenz von Altmeister George Lucas im Gepäck, schickt die alte Republik Spieler in die Zeit vor die Ereignisse der Kino-Saga. Trotzdem darf hier munter das Laserschwert geschwungen werden – und das mit vielen Gleichgesinnten in aller Welt.
Kaum Innovationen
Eines allerdings fällt auf. Die meisten Spiele in Köln sind Neuauflagen oder Fortsetzungen erfolgreicher Titel. Echte Innovationen finden sich auf der Gamescom so gut wie gar nicht. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass der Umsatz der Branche erstmals seit Jahren stagniert. Da helfen auch leicht bekleidete Frauen und martialische Barbaren als Werbeträger nichts.