Berlin. .

Das Rennen um die Köhler-Nachfolge ist wieder völlig offen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die als Favoritin galt, soll noch gestoppt werden. Niedersachsens Regierungschef Wulff hat selbst Ambitionen angemeldet.

Machtkampf in der Union: Auf den letzten Metern soll Ursula von der Leyens Lauf ins Bundespräsidentenamt noch gestoppt werden. Die Arbeitsministerin ist zwar immer noch die Top-Favoritin der Kanzlerin, aber ausgerechnet ihr Landsmann und früherer Chef, der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, macht ihr den Aufstieg streitig. Wulff hat sich dem Vernehmen nach gestern selbst ins Gespräch gebracht. Und: Seine Chancen stehen nicht schlecht. Denn bei der Wahl des Staatsoberhauptes sprechen die Länder ein großes Wort mit. Zudem gab es offenbar Vorbehalte in Unionskreisen gegen von der Leyens Präsidentschaftsambitionen, weil sie im Bundeskabinett nur schwer zu ersetzen wäre.

Völlig abgetaucht ist Bundestagspräsident Norbert Lammert. Wenn der CDU-Mann aus Bochum noch eine Chance haben sollte, dann als Kompromisskandidat. Wie der Machtkampf um Schloss Bellevue ausgehen wird, ist noch völlig offen. Die ARD meldet mit Bezug auf CDU-Kreise allerdings, dass von der Leyen aus dem Rennen sei. Eine Vorentscheidung dürfte heute abend fallen, wenn Merkel die CDU-Ministerpräsidenten trifft.

Die SPD hat derweil die Hoffnung auf einen Konsens-Bewerber aufgegeben. Wie die WAZ in SPD-Kreisen erfuhr, sind Parteichef Sigmar Gabriel und der Vorsitzende der Bundestags-Fraktion, Frank-Walter Steinmeier, auf Kandidatensuche. Wulff ist für sie viel zu sehr mit der schwarz-gelben Koalition verbunden, als dass die SPD ihn mitwählen könnte. Sollte von der Leyen es nicht schaffen, werden die Sozialdemokraten wohl gezielt nach einer Gegenkandidatin Ausschau halten.

Die Kandidatensuche für das Bundespräsidentenamt nähert sich der Schlussphase. Am heutigen Donnerstag berät spätnachmittags in Berlin das CDU-Präsidium, und abends trifft Kanzlerin Angela

Merkel in Berlin die Ministerpräsidenten der Union. Die Bundesversammlung wählt das neue Staatsoberhaupt am 30. Juni.