Köln. .

Aus „mangelndem Respekt vor seinem Amt“ ist Bundespräsident Köhler gegangen. Hart und an der Grenze der Fairness bezichtigen sich Rot-Grün und Schwarz-Gelb in Frank Plasbergs Talkrunde gegenseitig des Königsmords.

Horst Köhler hat sein Bundespräsidentenamt hingeschmissen. Als Nachricht geht das längst nicht mehr durch. Doch während in Berlin längst an einer neuen Lösung gebastelt wird, schmeißen sich die Politiker im ARD-Kindergarten „Hart aber fair“ auch zwei Tage danach noch gegenseitig Dreck ins Gesicht. „Die haben unsere Sandburg zerstört“, kreischt die schwarz-gelbe Gruppe. „Die waren’s selbst“, behauptet die rot-grüne. In der Rolle des Kindergärtners lässt Frank Plasberg die Streithähne lange gewähren, auch wenn das kein Deut zur Wahrheitsfindung beiträgt.

„Was Sie gesagt haben, ist niveaulos“, giftet Journalist Michael Spreng gegen den Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der Köhlers Aussagen mit denen des früheren Präsidenten Heinrich Lübke verglichen hatte. Trittin könne sich „den Skalp von Herrn Köhler an den Gürtel hängen“. „Von einem ehemaligen Chefredakteur des Springer-Verlages lasse ich mir keine Stilkritik gefallen“, antwortet Trittin. Der gesteht zwar, er würde seine Aussage „in dieser Form nicht wiederholen“, lässt sich vom schwarz-gelben Block aber keine „Entschuldigung“ entlocken.

Zugleich springt ihm mit Thomas Oppermann der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion zur Seite und richtet den Finger auf CDU/CSU und FDP: „Niemand hat ihn so unter Druck gesetzt wie Herr Söder!“ Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit (CSU) hatte schon vor mehr als einem Jahr Horst Köhler gedroht, ihm die Wiederwahl zu verweigern, sollte er den ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar begnadigen.

Erst nach 40 Minuten geht dem raufenden Haufen die Puste aus. „Was nun?“, fragt Frank Plasberg. Und hier sind sich die Herren Spreng und Trittin sogar einmal einig. „Frau Merkel schwimmt im Kreis“, meint der Grünen-Chef. „Ich will wissen, wohin sie schwimmen will“, greift der Journalist das Bild auf. Die Regierung sei „schwer angeschlagen“. Der Widerspruch der schwarz-gelben Gruppe ist nicht mehr als ein schwaches „Ja, aber“.

Und wer soll den neuen Horst machen? An dieser Stelle kein Kommentar von den zuvor so redseligen rot-grünen Herren. „Wir hätten eine Idee“, behauptet Jürgen Trittin. Den Vorschlag überlasse man aber Frau Merkel. „Eine Frau aus dem Kabinett könnte ich mir gut vorstellen“, verrät CSU-Mann Söder immerhin – ein Wink in Richtung Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die nicht nur in einer Umfrage von Infratest dimap mit 45 Prozent Zustimmung vorne zu liegen scheint. Allen ist bewusst: Die neue Sandburg wird längst gebaut.