London. .

Der britische Premierminister Gordon Brown hat seinen Rücktritt als Chef der Labour-Partei angekündigt. Damit reagiert Brown auf die starken Stimmverluste bei der Parlamentswahl. Zudem werde die Labour-Partei Koaltionsverhandlungen mit den Liberaldemokraten aufnehmen.

Vier Tage nach den Parlamentswahlen hat der britische Premierminister Gordon Brown seinen Rücktritt als Parteichef angekündigt. Der 59-Jährige sagte am Montag in London, er wolle damit den Weg für Koalitionsgespräche zwischen seiner Labour-Partei und den Liberaldemokraten freimachen. Es sei im Interesse des ganzen Landes, eine „fortschrittliche Koalition“ zu bilden, fügte Brown hinzu.

Er werde den Posten als Parteivorsitzender bis zum Herbst niederlegen, sagte Brown. Der Grund für seinen Rücktritt sei, dass bei den Wahlen am Donnerstag keine der Parteien und kein Parteiführer die volle Unterstützung des Landes bekommen habe. „Als Chef meiner Partei muss ich akzeptieren, dass das ein Richterspruch war.“ Er werde außerdem die Labour-Partei bitten, den Prozess zur Auswahl seines Nachfolgers in Gang zu setzen. Ein Nachfolger sollte bis zum Parteitag im September gefunden werden, sagte Brown. Er werde in diesem „Wettbewerb“ jedoch keine unterstützende Rolle mehr spielen.

Hoffnung auf baldigen Durchbruch

Mit Blick auf die Koalitionsgespräche sagte Brown, beide Parteien wollten gemeinsam einen Weg für eine Regierungsbildung suchen. Laut einem BBC-Bericht hatten sich der Parteichef der Liberaldemokraten, Nick Clegg, und Brown am Montag getroffen. Die beiden Parteien stehen sich programmatisch näher als die Tories und die Liberaldemokraten. Clegg hatte jedoch immer wieder betont, es werde mit der Labour-Partei keine Zusammenarbeit geben, sollte Brown Parteichef bleiben. Laut BBC gab es auch am Wochenende Kontakte mit Vertretern beider Parteien. Die Lib Dems hatten am Wochenende gleichzeitig Gespräche mit den Konservativen geführt.

Am Montag hofften die Konservativen deswegen noch auf einen baldigen Durchbruch bei den Gesprächen über eine Regierungszusammenarbeit. Die Gespräche verliefen „gut“, sagte der Konservative William Hague in London, wo die Gespräche zwischen den beiden Parteien in eine neue Runde gingen. Er sei „optimistisch“, dass es schon bald weitere Fortschritte geben werde. Clegg, sagte, die Politiker arbeiteten „rund um die Uhr“ daran, eine schnelle, aber beständige Einigung zu erzielen.

Die Tories unter ihrem Chef David Cameron waren aus den Wahlen als stärkste Kraft hervorgegangen, hatten die für eine alleinige Regierungsbildung erforderliche absolute Mehrheit aber verfehlt. Sie kamen auf 306 Sitze, für eine absolute Mehrheit wären 326 Sitze nötig gewesen. Die seit 13 Jahren regierende Labour-Partei holte 258 Sitze. Die Lib Dems holten 57 Sitze. Beide kämen also auf nur 315 Sitze und müssten noch eine kleine Partei in die Koalition holen, etwa die nordirische Partei DUP, die über acht Mandate verfügt. (afp)