Münster. .

Mobbing im Internet ist offenbar unter Schülern weit verbreitet. Eine Studie der Uni Münster ergab, dass 35 Prozent der Schüler in kurzer Zeit Opfer von Cyber-Mobbing wurden. 55 Prozent haben selbst schon im Netz zugeschlagen. Beleidigungen gehören allerdings mittlerweile zum guten Ton.

Selten ist es böse Absicht – doch die Folgen sind für viele Jugendliche verheerend: Eine neue Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zeigt, dass ein Drittel der Schüler im Internet gemobbt werden – sogar 55 Prozent outeten sich als Täter. „Wir waren sehr überrascht von diesem Ergebnis“, sagt die Psychologin Dr. Stephanie Pieschl im DerWesten-Gespräch. „Gerade in der von uns befragten Gruppe dachten wir, dass Cyber-Mobbing und Cyber-Bullying seltener vorkommen.“

Von den 419 Schülern, die den Uni-Mitarbeitern von ihren Erfahrungen berichteten, sind 86 Prozent Gymnasiasten und zum größten Teil weiblich (70 Prozent). 35 Prozent der Befragten (im Durchschnitt 18 Jahre alt) wurde mindestens einmal in den vergangenen zwei Monaten im Internet beleidigt. „Bei unseren Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich in den seltensten Fällen, um eine böse Absicht gehandelt hat. Da wurden zum Beispiel aus Spaß peinliche Fotos und Videos von anderen auf Internetplattformen hochgeladen“, berichtet Pieschl.

Große emotionale Betroffenheit

Konfrontiert mit diversen Szenarios aus dem Kontext der Netz-Drangsalierung zeigten die Befragten nach Angaben der Wissenschaftler große emotionale Betroffenheit. So berichteten sie von eigener Verletztheit und Frustration. Denn der Effekt bei von Mobbing betroffenen Personen sei in der Regel tragisch: „Selbst 18-Jährige würden sich in dieser Situation erst einmal heulend auf ihr Bett schmeißen.“ Eine Schülerin schrieb beispielsweise: „Ein Mädchen (...) hat verbreitet, dass mein Freund mich zum Sex zwingen würde und hat erzählt, dass ich schwanger war und abgetrieben habe.“

Das Problem am Internet sei die andere Kommunikationsform: „Der Täter sieht nie die unmittelbare Reaktion des Opfers“, erklärt die Psychologin. Auf dem Schulhof könne man klar an Mimik und Gestik des Betroffenen erkennen, ob dieser einen Spruch als Spaß oder als Beleidigung auffasst.

Wenig Daten im Netz - wenig Angriffsfläche

Doch viele Jugendliche haben offenbar nicht verstanden, dass in der virtuellen Welt die gleichen Kommunikations-Regeln gelten wie in der realen: „Nettigkeit“ sollte auch im Chat oder in E-Mails gepflegt werden, so Stephanie Pieschl. „Dazu kommt, dass Beleidigungen heutzutage fast zum guten Ton gehören.“

Wer sich vor Cyber-Mobbing schützen will, sollte sich Gedanken über seinen persönlichen Datenschutz machen: „Je weniger man im Netz von sich preisgibt, desto weniger Angriffsfläche bietet man“, warnt die Psychologin. Mittlerweile gibt es einige Firmen die ein so genanntes Reputationsmanagement anbieten. Von der reinen Kontrolle bewegen sich die Angebote hin zur aktiven Gestaltung des persönlichen Profils im Netz. Denn das Internet vergisst nichts.