Düsseldorf. .

Der Steuerzahlerbund NRW hat die Abwassergebühren unter die Lupe genommen und zeigt, wo sie besonders hoch sind.

Die Bürger in Nordrhein-Westfalen müssen für die Abwassergebühren auch in diesem Jahr im Durchschnitt tiefer in die Tasche greifen. Gegenüber 2009 zahle ein „Musterhaushalt“ mit 669 Euro rund 2,4 Prozent mehr, rechnete der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW am Dienstag in Düsseldorf vor.

Gemessen an der Inflationsrate von nur 0,9 Prozent sei dieser Anstieg „erheblich“, hieß es. NRW zähle damit im Vergleich der Abwassergebühren zu den teuersten Bundesländern. Als „Musterhaushalt“ definiert der BdSt einen Vier-Personen-Haushalt mit 200 Kubikmeter Frischwasserverbrauch pro Jahr und 130 Quadratmeter voll versiegelter Fläche auf dem Grundstück.

Die lokalen Unterschiede sind jedoch groß: Während ein Musterhaushalt in Reken (Kreis Borken) 246,50 Euro im Jahr zahlt, müssen die Bürger in Schleiden (Kreis Euskirchen) 1328 Euro fürs Abwasser blechen. Mit einem Plus 46,5 Prozent gegenüber 2009 sind die Kosten besonders stark in der Gemeinde Selfkant (Kreis Heinsberg) gestiegen. (Links zu den Ranglisten siehe unten)

Kostentreiber Abschreibungspraxis

Einen der Hauptkostentreiber sieht der BdSt in den kommunalen unterschiedlichen Abschreibungsverfahren für die Abwasseranlagen. So sei es häufig üblich, die Anlagen mit dem Wiederbeschaffungszeitwert zu kalkulieren, statt die jährlichen Abschreibungen auf Grundlage des niedrigeren Anschaffungswertes festzusetzen. Hinzu komme die nach einem Gerichtsurteil jetzt zulässige getrennte Erhebung von Gebühren für Schmutz- und Niederschlagswasser. Die kalkulatorischen Abschreibungen, Zinsen und die Abwasserabgabe machen laut BdSt rund die Hälfte der Kosten aus.

Das Ausmaß der jeweiligen Abschreibungspraxis zeigt sich dem BdSt zufolge in zum Teil deutlichen Unterschieden bei der Abwassergebühr in benachbarten Gemeinden. Ihre Lage und deren topografische Beschaffenheit als zweiter wichtiger Kostenfaktor, auf den die Kommunen jedoch kaum Einfluss haben, ist damit gleich. Doch zahlt beispielsweise der „Musterhaushalt“ in Dahlem (Kreis Euskirchen) pro Jahr 666,60 Euro, während es in dem im gleichen Kreis gelegenen Schleiden mit 1328,40 Euro doppelt so viel ist.

Einsparpotenzial beim Müll

Auch bei den Abfallgebühren sieht der Steuerzahlerbund deutliche Einsparmöglichkeiten für die Haushalte. Größe der Tonne und Abfuhrrhythmen machten einen großen Teil der Gebühren aus und sollten deshalb von den Bürgern weitgehend selbst bestimmt werden können. Eben wegen der kommunal unterschiedlichen Abfuhrrhythmen und Tonnengrößen könnten bei den Abfallgebühren keine aussagefähigen Durchschnittswerte erhoben werden, hieß es.

In Köln und Düsseldorf etwa gibt es laut BdSt wöchentliche Leerungen, wobei zugleich eine große 60-Liter-Tonne als Mindestgröße zwingend sei, die aber in den seltensten Fällen in diesem Zeitraum voll werde. Für einen Vier-Personen-Haushalt in Köln sei sogar eine 80-Liter-Tonne verpflichtend. Das treibe die Kosten in die Höhe. Essen dagegen gebe den Haushalten bei wöchentlicher Leerung eine 40-Liter-Tonne als kleinste Größe vor. „Erfreulicherweise“ würden die Restmülltonnen aber landesweit inzwischen im Zwei- oder Vierwochenabstand geleert, was Kosten und damit Gebühren spare. (ddp/we)

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