Berlin/Bonn.

2002 legte die Post ihr Sparprogramm namens Star auf. Das Filialnetz wurde ausgedünnt und zigtausende Briefkästen abmontiert. Jetzt spürt die Post die Auswirkungen: Viele Kunden sind laut einer Befragung mit dem Service unzufrieden. Die Deutsche Post muss reagieren.

Die Deutsche Post reagiert auf eine Kundenbefragung und baut ihr Netz von Verkaufsstellen in diesem Jahr aus. Zwar habe eine Service-Umfrage Ende vergangenen Jahres eine hohe Kundenzufriedenheit von fast 90 Prozent bestätigt, unterdurchschnittlich bewertet worden seien allerdings die Erreichbarkeit und die Öffnungszeiten der Filialen sowie die Entfernung zum nächsten Briefkasten, sagte der für den Briefbereich zuständige Post-Vorstand Jürgen Gerdes vor Journalisten am Donnerstagabend in Berlin. Um besser erreichbar zu sein, werde der Konzern 2010 rund 4000 zusätzliche Verkaufsstellen und 150 zusätzliche Packstationen einrichten sowie 2000 zusätzliche Briefkästen aufstellen.

In den kommenden Wochen werde die Post bundesweit auf potenzielle Partner im Einzelhandel zugehen, um in Geschäften aller Art zusätzliche Verkaufsstellen für die am häufigsten nachgefragten Privatkundenprodukte, also Brief-, Paket- und Einschreibmarken zu schaffen. Die Post unterstreiche damit „in Zeiten harten Wettbewerbs“ gleichzeitig ihren „Anspruch, ohne Wenn und Aber die Post für Deutschland zu sein“, sagte Gerdes.

Briefumsatz geht zurück

Die Post, deren Marktanteil nach eigenen Angaben bei 87,2 Prozent liegt, unterhält derzeit rund 14 000 Filialen - davon etwa 400 in eigener Regie - sowie rund 3000 Verkaufspunkte in Einzelhandelseinrichtungen. Gesetzlich vorgegeben ist, dass die postalische Grundversorgung mit mindestens 12 000 stationären Einrichtungen gewährleistet sein muss. Die Zahl der vorhandenen Briefkästen beziffert die Post mit rund 108 000.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Post-Unternehmensbereich Brief mit 146 000 Beschäftigten einen gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent geringeren Umsatz in Höhe von 13,7 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis vor Einmaleffekten (Ebit) von 1,4 Milliarden Euro. Neben der Wirtschaftskrise machte der Post auch die zunehmende Ablösung des herkömmlichen Briefs durch E-Mails zu schaffen.

Neues Geschäft mit Internetbrief

Für das laufende Jahr erwartete die Post im Briefbereich bislang ein Ebit zwischen 1,0 Milliarden und 1,2 Milliarden Euro. Wegen des Wegfalls der Mehrwertsteuerbefreiung ab Juli geht Briefchef Gerdes aber davon aus, das die obere Grenze nicht erreicht wird. Zusätzlichen Umsatz will die Post durch neue Produkte wie den „Internet-Brief“ erwirtschaften. Dieser soll ab Juli zunächst Großkunden zur Verfügung stehen.

Das Flugverbot der vergangenen Tage wegen der Aschewolken aus Island hatte Gerdes zufolge kaum Auswirkungen auf die Brief- und Paketzustellung in Deutschland. Bei lediglich sechs Postflügen täglich sei der Laufzeitverlust fast nicht wahrnehmbar gewesen. Die Post befördert Gerdes zufolge an einem Werktag innerhalb Deutschlands rund 70 Millionen Briefe und 2,5 Millionen Pakete. (ddp)

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