Berlin. .

Stanley McChrystal hat für seine Werbetour durchs politische Berlin ausschließlich Lob und Mutmachparolen im Gepäck. Dabei geht es bei dem Besuch des amerikanischen Vier-Sterne-Generals um den Afghanistan-Einsatz. Und dabei kamen bereits 43 deutsche Soldaten ums Leben.

Sollte der amerikanische Vier-Sterne-General und Oberkommandierende der Schutztruppe in Afghanistan, Stanley McChrystal, jemals wütend gewesen sein über die militärische Leistung der Bundeswehr in Kundus, was Eingeweihte bis ins Detail schillernd beglaubigen, so ist davon im Bendlerblock des Verteidigungsministeriums rein gar nichts zu spüren.

Der 55-jährige McChrystal hat für seine Werbetour durchs politische Berlin ausschließlich Lob und Mutmachparolen im Gepäck. Er ahnt, die kommenden Monate am Hindukusch werden bitter und blutig genug. Für ihn sei es eine Ehre, an der Seite der Deutschen zu arbeiten, die im Norden Afghanistan mit „großem Erfolg“ und vielen „Opfern“ ihren Dienst versähen, sagte der wichtigste Mann von US-Präsident Obama in Afghanistan. Letzteres beklagt inzwischen eine übergroße Mehrheit der hiesigen Bevölkerung – und ruft nach Abzug der Truppen. Ersteres, da gibt es bekanntermaßen grundlegende Zweifel, nicht erst, seit zuletzt sieben Soldaten ums Leben kamen.

14 Ehrenkreuze in Gold

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) überreichte dem US-Befehlshaber, eine Premiere in der Bundeswehr, 14 Ehrenkreuze in Gold. Sie sind für Staff Sergeant Travis Brown, Sergeant Tony Gattis und die anderen mutigen Besatzungsmitglieder jener US-Sanitäts-Hubschrauber bestimmt, die am Karfreitag dafür sorgten, dass nicht noch mehr deutsche Soldaten in einem Hinterhalt der Taliban sterben mussten. Die Bundeswehr hätte ihre Leute nicht aus der Feuerzone holen können. Sie besitzt keine geeigneten Hubschrauber.

Über diese und andere Defizite wurde aber auch hinter verschlossenen Türen nicht ausgreifend gesprochen, berichteten Teilnehmer einer gut 50-köpfigen Abgeordneten-Runde, die McChrystal live erleben durfte. „Klar und präzise“ habe der Amerikaner seine Strategie gegen die Taliban dargelegt und dabei die „lebensbedrohenden“ Gefahren auch für die deutschen Soldaten keinesfalls verschwiegen. Wie andere Truppensteller auch soll die Bundeswehr ab Sommer gemeinsam mit der afghanischen Armee und Polizei auf freiem Feld Sicherheit einüben und, wann immer notwendig, gegen Taliban-Angriffe kompromisslos verteidigen. Ob die Bundeswehr dazu weit mehr Soldaten und durchschlagskräftigere Bewaffnung benötigt, ließ er wohl auch aus Rücksichtnahme auf die heute anstehende Regierungserklärung von Kanzlerin Merkel offen.