Berlin. .

Im Streit über längere Laufzeiten von Atomkraftwerken zeichnet sich offenbar ein Kompromiss ab. Grund seien neue Sicherheitsauflagen, deren Erlass im Zusammenhang mit der Laufzeitverlängerung geplant sei, so die „Süddeutsche Zeitung“.

Schon im kommenden Jahr könnten ihnen die ersten „zwei oder drei“ Atomkraftwerke zum Opfer fallen, andere dagegen würden im Gegenzug länger laufen. Welche das sein könnten, und wie viel länger die übrigen Reaktoren laufen könnten, sei aber noch offen. Ungeklärt sei auch noch, ob überhaupt ein fester Zeitpunkt für das Abschalten der letzten Reaktoren genannt werde. Dies hänge letztlich auch mit der Sicherheit der Anlagen zusammen, heiße es in Regierungskreisen.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU)  fordert eine „moderate“ Laufzeitverlängerung.               Foto: ddp
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) fordert eine „moderate“ Laufzeitverlängerung. Foto: ddp © ddp/Philipp Guelland

Die Unterscheidung zwischen alten und neuen Reaktoren könnte zur gesichtswahrenden Lösung für alle Seiten werden. Nach dem geltenden Atomgesetz können Betreiber ohne Probleme Laufzeiten von älteren auf neuere Anlagen übertragen. Theoretisch ließe sich so schon jetzt die Lebensdauer der jüngsten Anlagen bis weit in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts verlängern. Damit könnte selbst eine ,,moderate““ Laufzeitverlängerung, wie sie etwa Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) fordert, zu einer weitaus größeren Zugabe für die jüngeren Kernkraftwerke führen.

Streit um Fristen

Erhielten etwa alle 17 Reaktoren zusätzliche Strommengen für sechs oder acht Jahre, müssten aber zugleich ältere Anlagen wegen der neuen Sicherheitsauflagen abgeschaltet werden, dann ließe sich deren Strommenge auf die jüngeren Anlagen übertragen - die dann deutlich mehr zusätzliche Laufzeiten erhielten als nur sechs oder acht Jahre. Röttgen, aber auch die Ressorts für Inneres und Justiz, gehen bislang davon aus, dass sich nur eine moderate Verlängerung auch ohne Zustimmung des Bundesrats bewerkstelligen lässt.

Das Magazin „Spiegel“ hatte am Wochenende berichtet, ein Bündnis aus schwarz-gelben Bundestagsabgeordneten, süddeutschen Ländern und dem Bundeswirtschaftsministerium wolle die Reaktoren im Schnitt um 14 Jahre länger laufen lassen. Dagegen unterstützten mehrere Unions-Ministerpräsidenten Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der kürzere Fristen anstrebt.

Energiekonzept bis Herbst

Bis Herbst soll ein Energiekonzept Klarheit schaffen. Darin sollen auch die AKW-Laufzeiten festgelegt werden. In Deutschland betreiben die vier Energiekonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall Atomkraftwerke. (rtr/ddp)