London.

Britische Atheisten planen die Verhaftung des Papstes in Großbritannien. Biologe Dawkins bereitet wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ eine Klage gegen das Kirchenoberhaupt vor. Selbst mit Immunitätsschutz ist Benedikt XVI vor einer Verhaftung im Königreich nicht sicher.

Neuer Ärger für den Vatikan: Britische Atheisten wollen den Papst bei seiner Großbritannien-Visite im September festnehmen lassen. Hintergrund ist die angebliche Rolle des Papstes bei der Vertuschung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.

Wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ lässt der einflussreiche Oxford-Biologe und Atheist Richard Dawkins zurzeit eine Klage gegen Papst Benedikt vorbereiten. Ziel des juristischen Winkelzuges ist es, den Kirchenführer auf britischem Gebiet festzunehmen - genauso wie schon 1998 in den chilenischen Diktator Augusto Pinochet.

Priester mit heruntergelassener Hose

„Wenn seine Priester mit heruntergelassener Hose entdeckt werden, macht der Papst sich als erstes daran, den Skandal zu vertuschen und die jungen Opfer zum Schweigen zu verdonnern“, begründet Dawkins seinen Vorstoß in der Times. Die Verheimlichung von Kindesmisshandlung sei eine Straftat, die geahndet werden müsse. Auf den Fall ist bereits der etablierte Kronanwalt Geoffrey Robertson angesetzt worden.

Britische Atheisten wollen den Papst bei seiner Großbritannien-Visite  festnehmen lassen.
Britische Atheisten wollen den Papst bei seiner Großbritannien-Visite festnehmen lassen. © ddp

Auch zwei Vertreterverbände von kirchlichen Missbrauchsopfern haben sich im Vorfeld des Papstbesuchs vom 16. bis 19. September zu Wort gemeldet: Sie fordern Ratzinger auf, sich im Königreich mit Opfern zu treffen und sich ihren „schwierigen Fragen“ zu stellen.

Immunitätsschutz

Ob Ratzinger überhaupt an seinem Besuch von London, Glasgow und Coventry festhält, dürfte auch von der Staatsanwaltschaft abhängen, die über Dawkins Klage zu befinden hat. Die israelische Politikern Zipora Livni konnte vergangenes Jahr nur einem Haftbefehl entgehen, weil sie ihre Reise nach Großbritannien absagte. Immunitätsschutz kommt für Benedikt XVI. möglicherweise nicht in Frage: Seine Visite wird zwar als Staatsbesuch behandelt, doch britische Juristen bezweifeln, dass der Heilige Stuhl im strikt völkerrechtlichen Sinn überhaupt als Staat und der Papst als Regierungsoberhaupt zu sehen ist.

Selbst Politiker mit Immunitätsschutz sind bei schweren Straftaten vor ihrer Verhaftung im Königreich nicht sicher, wie Pinochet 1998 als Erster erfahren musste: Er war für eine Rücken-Operation nach London gereist, wo er überraschend wegen Mord- und Foltervorwürfen festgenommen wurde und zwei Jahre in Haft verbrachte, bevor man ihn zurück nach Chile überstellte. Der Haftbefehl war damals in Spanien ergangen, da spanische Bürger ebenfalls Opfer der Militärdiktatur in Chile geworden waren.

Ratzinger sorgt für wütende Kritik

Der legale Zwist um den Papst-Besuch ist nur die jüngste Episode einer ganzen Litanei von Protesten. Joseph Ratzinger hatte bereits vor Wochen in Großbritannien für wütende Kritik gesorgt, als er geplante Gleichstellungsgesetze als „widernatürlich“ kritisierte. Die Labour-Regierung ließ daraufhin die Vorlage fallen, wonach auch Pfarrbüros, die homosexuelle Bewerber ablehnen, sich wegen Diskriminierung hätten verantworten müssen.