Berlin. .

Selbst Konservative gehen auf Distanz zum Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Dieser hatte am Sonntag Homosexualität eine Sünde genannt. Der Essener Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) fordert von ihm nun eine Entschuldigung bei allen Lesben und Schwulen.

Für seine Äußerungen über Homosexualität ist der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck parteiübergreifend heftig in die Kritik geraten. Selbst die CSU ging am Montag auf Distanz. „Wenn sich zwei Menschen inständig lieben und Verantwortung füreinander übernehmen, ist das sicher auch im Sinne von Jesus Christus“, sagte die stellvertretende CSU-Generalsekretärin, Dorothee Bär, der WAZ-Gruppe.

Overbeck hatte in der TV-Sendung „Anne Will“ am Sonntag gesagt, dass Homosexualität eine Sünde sei und der Natur von Mann und Frau widerspreche. „Leider sei die Gesellschaft heute oftmals intoleranter, als es Jesus Christus vor 2000 Jahren war“, sagte Bär weiter.

„Eine Klarstellung der katholischen Kirche wäre angebracht“, sagte der Beauftragte für Schwule und Lesben der SPD, Johannes Kahrs, dieser Zeitung und warf Overbeck Diskriminierung von Homosexuellen vor. Mit seinen Aussagen schüre der Bischof alle Vorurteile gegen Schwule und Lesben. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Personen mit Autorität so etwas machen“, sagte Kahrs und sprach von „politisch und gesellschaftlich komplettem Unsinn“, den der Bischof erzählt habe. „Overbeck hat damit der katholischen Kirche geschadet.“ Auch der kirchenpolitische Sprecher der SPD, Siegmund Ehrmann, wertete Overbecks Vorstoß als „diskriminierende Aussage.“

Grüner fordert Entschuldigung bei Lesben und Schwulen

Als „empörend, beleidigend und unverantwortlich“ bezeichnete der Essener Bundestagsabgeordnete Kai Gehring von den Grünen die Äußerungen. „Statt gleichgeschlechtliche Lebensweisen wertzuschätzen, drängt Overbeck mit seinen mittelalterlichen Ansichten Schwule und Lesben an den Rand der Gesellschaft“, sagte Gehring, der in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, und forderte von Overbeck eine Entschuldigung bei Lesben und Schwulen.

Sylvia Löhrmann, Spitzenkandidatin der Grünen in NRW, sagte: „Darüber kann man nur den Kopf schütteln. Ich habe überhaupt kein Verständnis für eine solche Aussage. Da fragt man sich, ob man in der katholischen Kirche richtig ist. Glücklicherweise gibt es auch positive Erfahrungen mit der Kirche, etwa in der Frage der Flüchtlingspolitik.” Was der Bischof sage, „widerspricht dem Grundsatz der Bergpredigt und der Botschaft, für die Jesus Christus steht“, so Löhrmann weiter. „Das Ruhrgebiet zeichnet sich wie keine andere Region aus durch große Toleranz und Vielfalt. Umso weniger passt eine solche Äußerung hierher. Sie zeigt, dass der Mann womöglich hier am falschen Ort ist.”

Die familienpolitische Sprecherin der FDP, Miriam Gruß, wollte Overbecks Aussage nicht kommentieren. Sie vertrete aber eine „grundlegend“ andere Meinung. „Jeder Mensch hat das Recht nach seiner Façon glücklich zu werden“, sagte Gruß. Weder eine Religion noch der Staat könnten den Menschen vorschreiben, wie sie zu leben haben. Das sei gelebte Toleranz.

„Homosexualität ist nicht unnatürlich“, sagte der familienpolitische Sprecher der Linken, Jörn Wunderlich. „Aus christlicher Sicht diskriminiert Overbeck Homosexuelle.“ Die Kirche solle sich nicht in die intimsten Dinge im Leben eines Menschen einmischen.