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Mit seinem Auftritt bei Anne Wills TV-Talk hat sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck keine Freunde gemacht. Eigentlich ging es um den Missbrauchsskandal, doch in der hitzigen Debatte sagte Overbeck, Homosexualität widerspreche „der Natur von Mann und Frau“. Jetzt hagelt es Kritik.

Die Debatte zur Lage der katholischen Kirche in Anne Wills TV-Talk hatte sich aufgeheizt. Ging es zunächst um den Missbrauchsskandal, so drehte sich das Thema zunehmend auf die Kommunikationskrise der Kirche, das „Fehlverhalten“ des Papstes – und schließlich um Homosexualität.

Und spätestens da präsentierte sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck als Hardliner. Konfrontiert mit provozierenden Aussagen von Regisseur Rosa von Praunheim sagte er: „Homosexualität ist eine Sünde. Das widerspricht der Natur von Mann und Frau.“

Äußerungen sind „empörend und diskriminierend“

Klar, dass diese Aussage nicht auf Gegenliebe von Rosa von Praunheim stieß. „Sie wissen doch selbst, wie viele Priester homosexuell sind oder etwas mit ihrer Haushälterin haben“, schoss der schwule Regisseur zurück, ohne seine These zu belegen.

Doch auch am Tag nach der TV-Ausstrahlung (Sonntagabend) klingt das Echo auf Overbecks Aussage nach. Einer, der Kritik übt, ist der NRW-Landesvorsitzende der Grünen Arndt Klocke: Die Äußerungen Overbecks seien „empörend und diskriminierend. Man fühlt sich an schlimmste längst überwunden geglaubte Ressentiments erinnert.“

Verstoß gegen Menschenrechte

Klocke betonte, die Aussagen des Bischofs entsprächen nicht der Werteordnung des Landes und verstoßen gegen grundlegende Menschenrechte. „Mit der Streichung des Paragrafen 175, der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft und der Verabschiedung des Allgemeinen Gleichbehandlungs-Gesetzes hat der deutsche Gesetzgeber eine Gleichstellung aller Lebensformen in Deutschland in der Gesetzgebung festgeschrieben“, erklärt Arndt Klocke in einer Pressemitteilung.

Der Grünen-Abgeordnete fordert alle Religionsgemeinschaften – und somit auch die katholische Kirche - auf, diese Gesetze einzuhalten und die dort formulierten Werte an ihre Mitglieder zu vermitteln. „Wenn jetzt der Ruhrbischof Overbeck vor einem Millionenpublikum Lesben und Schwule der Sünde und Widernatürlichkeit bezichtigt, dann predigt er nicht Nächstenliebe und Barmherzigkeit, sondern diskriminiert und entwürdigt Lesben und Schwulen - das ist inakzeptabel.“ (vk)