Paris/Fernando de Noronha. Die Black Box des verunglückten Airbus könnte nach Ansicht französischer Ermittler im Meer verschollen bleiben. Vor dem Start des Air-France-Flugs 447 habe es laut Wartungsunterlagen keinerlei Hinweise auf irgendwelche Probleme gegeben.

Die Black Box des mit 228 Menschen an Bord über dem Atlantik verunglückten Airbus könnte nach Ansicht französischer Ermittler im Meer verschollen bleiben. Angesichts der großen Wassertiefe sei er «nicht optimistisch», dass Bergungsschiffe den Flugschreiber finden könnten, sagte der Leiter der Untersuchungsbehörde, Paul-Louis Arslanian, am Mittwoch. Vor dem Start des Air-France-Flugs 447 habe es laut Wartungsunterlagen keinerlei Hinweise auf irgendwelche Probleme gegeben.

Bislang sei noch unklar, ob der Pilot oder einer der Copiloten zum Unglückszeitpunkt das Flugzeug führten, sagte Arslanian auf dem Flughafen Le Bourget nördlich von Paris. «Wir wissen noch nicht mal den genauen Unglückszeitpunkt.» Genauso unklar sind bislang die Unglücksursache und die Frage, ob das Flugzeug in der Luft auseinanderbrach oder erst beim Aufprall auf die Meeresoberfläche. Die Untersuchung werde sicher lange dauern, erklärte Arslanian.

Die französische Marine bereitete unterdessen einen Einsatz zur Bergung der Flugzeug-Wrackteile im Atlantik vor. Militärsprecher Christophe Prazuck sagte, gleichzeitig sei der Einsatz eines U-Boots geplant, um die Black Box der Air-France-Maschine zu bergen. Das Auffinden des Flugschreibers würde den Ermittlern mit großer Sicherheit erlauben, die Umstände des Unglücks aufzuklären. Das Gerät ist mit einem Peilsender ausgestattet, der bei Kontakt mit Wasser automatisch aktiviert wird und rund 30 Tage lang sendet.

Wrackteile identifiziert

Am Dienstagabend waren die im Atlantik gefundenen Trümmerstücke als Wrackteile des Airbus identifiziert worden. Der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim erklärte, die Entdeckung der Trümmerteile in einem fünf Kilometer langen Streifen «bestätigen, dass das Flugzeug in dem Gebiet» 650 Kilometer nördlich der Inselgruppe Fernando de Noronha abgestürzt sei. An Bord des Airbus, der tags zuvor aus unbekannter Ursache auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris verschwunden war, befanden sich 228 Menschen - darunter 26 Deutsche.

«Es wird sehr schwer, danach zu suchen, denn sie könnte in einer Tiefe von 2.000 bis 3.000 Meter in diesem Teil des Ozeans liegen», sagte der Minister über die Black Box. Die Suche nach dem Airbus ist ein Wettlauf gegen die Zeit, weil die Signale der Box mit dem Flugschreiber nach 30 Tagen erlöschen. Erschwert wird das Vorhaben voraussichtlich von schlechtem Wetter, wie es um diese Jahreszeit in der Region üblich ist und das möglicherweise auch entscheidend zum Absturz der Maschine beigetragen hat.

Bergungsschiffe an Unglücksstelle erwartet

Im Suchgebiet seien metallische und nichtmetallische Teile vorgefunden worden, sagte Jobim. Eine nähere Beschreibung gab er nicht. Die Luftwaffe hatte wenige Stunden zuvor gemeldet, dass im Wasser ein Flugzeugsitz, Rettungswesten und metallische Gegenstände gesichtet wurden, begleitet von Schlieren, die auf Öl oder das Flugzeugbenzin Kerosin schließen lassen.

Bergungsschiffe sollen das Gebiet rund 650 Kilometer nördlich der Inselgruppe Fernando de Noronha erst am heutigen Mittwoch erreichen, wie Luftwaffensprecher Jorge Amaral sagte. Die Fundstelle der Trümmer lasse es möglich erscheinen, dass der Pilot angesichts der Schlechtwetterfront noch umzudrehen versucht hatte, fügte Amaral hinzu.

Die Fundstelle der kleinen Trümmerteile entsprach ungefähr dem Ort, von dem aus der Airbus am Montag automatisch den Ausfall mehrerer Geräte sowie einen Druckabfall meldete. Der Fundort könnte darauf hinweisen, dass der Unglücksflieger wegen eines Problems versuchte, nach rechts abzudrehen, sagte Amaral in Brasilia. «Vielleicht hat er versucht, nach Fernando de Noronha zurückzufliegen.»

"Keine Überlebenden"

In Paris führten die Ermittler die Unglücksursache zunächst auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurück. Nach Einschätzung von Experten muss das Unglück sehr plötzlich eingetreten sein, weil die Besatzung keinen Notruf mehr abgeschickt hat.

Mit Unterstützung der USA, Frankreichs und Spaniens hatten Flugzeuge der brasilianischen Luftwaffe seit Montag im Atlantik nach Spuren der Maschine gesucht. Dass es Überlebende unter den 228 Insassen geben könnte, schloss Amaral aus. An Bord waren laut Air France 26 Deutsche, darunter nach Konzernangaben auch ThyssenKrupp-Steel-Vorstandsmitglied Erich Heine.

Frankreich schickt U-Boot

Am Freitag und Samstag sollten zwei französische Militärschiffe das Seegebiet der Absturzstelle erreichen. Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Paris will Frankreich auch ein U-Boot mit zwei Unterseerobotern entsenden, die in eine Tiefe von bis zu 6000 Metern vorstoßen können.

Die Air-France-Maschine hatte in der Nacht zum Montag gut drei Stunden nach dem Start in Rio de Janeiro ein Dutzend automatischer Fehlerwarnungen gesendet. Laut Fillon zeigen diese, dass «alle Systeme während drei Minuten außer Betrieb waren». Air France hatte davor vom Ausfall «mehrerer Apparate» gesprochen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich «bestürzt» über den mutmaßlichen Flugzeugabsturz. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula Da Silva brachte sein Mitgefühl für die Angehörigen zum Ausdruck. Die französische Nationalversammlung gedachte der Vermissten mit einer Schweigeminute. Papst Benedikt XVI. erklärte, seine Gedanken seien bei den Angehörigen. (afp/ap)