Berlin. .
Unkenntnis bei Prozentrechnen oder Dreisatz, aber auch Mängel in Disziplin und Teamfähigkeit - das müssen sich Deutschlands Auszubildende vorwerfen. Zumindest schicken die Unternehmen sie immer häufiger zur Nachhilfe. Das besagt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Unternehmen organisieren für ihre Auszubildenden in zunehmendem Maße Nachhilfe. Dies ergibt sich aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter gut 15.000 Unternehmen, aus der die „Bild“-Zeitung und das „Handelsblatt“ zitieren. Demnach mangelt es bei vielen Auszubildenden nicht nur an Kenntnissen, sondern auch an Disziplin, Teamfähigkeit und Pünktlichkeit.
Mehr als die Hälfte aller Betriebe (54 Prozent) organisiere Nachhilfe für die Auszubildenden, heißt es in dem Bericht „Ausbildung 2010“. Die Unternehmen müssten „zunehmend ausbügeln, was Eltern und Schule in 16 Jahren versäumt haben“. Ein knappes Drittel der Unternehmen nutze ausbildungsbegleitende Hilfen der Arbeitsagenturen.
Refresherkurs in Mathe
Die Mannheimer MVV Energie AG etwa schickt ihre neuen Azubis der Technik-Berufe als allererstes in den hauseigenen Refresherkurs in Mathe. „Manchen fehlen einfache Kenntnisse in Bruch-, Prozentrechnen oder Dreisatz“, berichtet der Ausbildungsexperte des Energieversorgers, Axel Flörchinger dem „Handelsblatt“. Deshalb führte der Ausbildungsleiter des 6000-Mann-Betriebs vor drei Jahren den Mathe-Crashkurs ein. Aber auch Nachhilfe bei externen Anbietern werden in Anspruch genommen. Die Kosten trägt die Bundesagentur für Arbeit.
Laut der Umfrage des Deutschen Industrie-und Handelskammertages (DIHK) organisieren 54 Prozent der Betriebe Nachhilfe für einen Teil ihrer Lehrlinge. „Die Unternehmen müssen zunehmend ausbügeln, was Eltern und Schule in 16 Jahren versäumt haben“, zitiert das „Handelsblatt“ die Analyse.
Sozialkompetenz und Durchhaltevermögen
Laut „Handelsblatt“ ist es nicht nur der Mittelstand, der in der Not Lehrlinge nachschult. Selbst Siemens bildet jährlich für 30 Millionen Euro 250 lernschwache Jugendliche aus. Sie bekommen – im Gegensatz zu den 10 000 anderen Siemens-Azubis – Zusatzkurse in Mathe oder Englisch. Weitere Fähigkeiten, die gelehrt werden: Sozialkompetenz, Durchhaltevermögen, Motivation oder Lerntechnik.
Nötig hat der Konzern das offenbar nicht: Pro Jahr gehen 40 000 Bewerbungen ein. Doch „bei den Benachteiligten, bei denen, die beim Test durchs Raster fallen, sind durchaus ganz tolle Leute“, sagt ein Siemens-Sprecher dem „Handelsblatt“, „und die wollen wir finden.“ (vk/afp)