Wuppertal. .

Vier Monate nach dem unvorhergesehenen Betriebsstopp im Dezember soll die Wuppertaler Schwebebahn ab 18. April wieder fahren. Ein Gutachter hatte dringende Stabilisierungsarbeiten veranlasst. Der nächste Stillstand lässt allerdings nicht lange auf sich warten.

Es war eine pure Notbremsung: Innerhalb von 24 Stunden hatten die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) im vergangenen Dezember einen Ersatz-Fahrplan mit Bussen auf die Beine zu stellen - um das wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt zu ersetzen. Grund war ein Statik-Gutachten, das einem Teil der Schwebebahngerüste bescheinigte, nicht mehr ausreichend standsicher zu sein. Zum Schulbeginn nach den Osterferien sollen die Bahnen wieder schweben.

Mittlerweile 110 Jahre alt: 95 Prozent der Schwebebahn-Trasse sind inzwischen erneuert.
Mittlerweile 110 Jahre alt: 95 Prozent der Schwebebahn-Trasse sind inzwischen erneuert.

„Wir sind im Zeitplan“, heißt es jetzt bei den Stadtwerken. Aber der nächste Betriebs-Stillstand steht schon bevor: „In den Sommerferien wird der Betrieb wieder ruhen“, sagt WSW-Sprecher Holger Stephan. Dann soll auf Höhe des Zoo-Stadions eine komplette Trassenkurve ausgetauscht werden. Bis dahin sollen die 27 Triebwagen (plus historischem „Kaiserwagen“) für drei Monate wieder wochentags im Drei-Minuten-Takt zwischen Vohwinkel und Oberbarmen pendeln.

Sanierung läuft jetzt seit 15 Jahren

Für den Umfangreichen Umbau am Zoo-Stadion wird bereits jetzt eine knapp 100 Meter lange Arbeitsbühne über der Wupper errichtet. Ein 40 Meter hoher Kran ist schon aufgebaut. Ab Mai kommen weitere Autokrane hinzu, weil dann die neuen Streben-Teile geliefert werden. „Alles sind Maßanfertigungen, die vor Ort zusammengeschweißt und -genietet werden“, erklärt Stephan.

Weil die Schwebebahn keine Umleitungen kennt und auch nicht auf halber Strecke umdrehen kann, muss der Betrieb bei aufwändigen Eingriffen stets komplett eingestellt werden. Seit 15 Jahren kennt man dieses Spiel jetzt in Wuppertal: Am 4. April 1995 war der Start der Komplett-Sanierung des Stadt-Wahrzeichens, „um die Schwebebahn fit für die nächsten 100 Jahre zu machen“. Mittlerweile sind laut WSW 95 Prozent der Trasse erneuert.

Verkehrsbetriebe mussten 17 Busse zusätzlich anschaffen

Können die Schwebebahn kaum ersetzen: Während der Bauarbeiten setzen die Wuppertaler Stadtwerke Sonderbusse ein.
Können die Schwebebahn kaum ersetzen: Während der Bauarbeiten setzen die Wuppertaler Stadtwerke Sonderbusse ein.

Die jüngsten Arbeiten betrafen insgesamt etwa 1000 Bauteile an 27 Träger-Brücken, die allesamt seit 110 Jahren das insgesamt 13,3 Kilometer lange Bauwerk halten; Baubeginn war 1898. Verstärkungen waren auch an vier Bahnhöfen nötig: Zoo/Stadion, Landgericht, Völklinger Straße und Werther Brücke. Besonders knifflig ist die Arbeit bei Stütze Nummer 100 in Höhe des Zoo-Stadions, wo die Bautrupps nur nachts tätig werden können, um den Autoverkehr darunter nicht lahmzulegen - der Ausfall der Bahn sorgt schon für genug Verkehrsprobleme in der Stadt.

Damit die etwa 80.000 Schwebebahn-Nutzer täglich auf andere Verkehrsmittel verteilt werden können, mussten die Stadtwerke im vergangenen Dezember kurzfristig sogar 17 zusätzliche Busse kaufen - Gebrauchtfahrzeuge von Verkehrsbetrieben in Augsburg, Hagen und Trier. Die bis dato vorhandenen 260 reichten für den Ersatz-Fahrplan nicht aus. An Fahrpersonal mangelte es hingegen nicht, erklärt WSW-Sprecher Stephan: „Fast jeder der 60 Schwebebahn-Fahrer hat auch einen Bus-Führerschein“; der Dienst über der Wupper ist ein beliebter Aufstiegsposten: „Viele unserer Busfahrer bewerben sich für die Schwebebahn“, sagt Stephan: „Weil die Arbeit stressfreier ist“ - man rollt eben über die Staus hinweg.

Bahn mit „Ventil-Funktion“

Wenn der Betrieb tatsächlich ab 18. April wieder rollt, fällt Matthias Haschke ein Stein vom Herzen: „Der Ausfall war für uns eine Katastrophe“, sagt der Geschäftsführer von Wuppertal Marketing. Allein der Ausfall des ‘Kaiserwagens’, der historischen Schwebebahn für Sonderfahrten, „hat uns erhebliche Umsatzeinbußen beschert“. sagt Haschke. Dass der Schwebebahn-Betrieb vom 15. Juli bis zum 27. August erneut stoppen wird, macht den städtischen Touristik-Chef deshalb nicht froh: „Gerade in den Ferien reisen viele Menschen zu uns, um mit der Schwebebahn zu fahren.“ Bei der äußerst erfreulichen „Monet“-Ausstellung im von der Heydt-Museum seien sogar „Tränen geflossen“, sagt Haschke: „Wir hatten sogar Besucher aus Brasilien, die gerne mit der Schwebebahn gefahren wären.“ Denn die Bahn habe auch eine „Ventil-Funktion“, sagt Haschke: „Wenn die Schlange vor dem Museum zu lang ist, nutzen manche gern die Bahn.“

Noch drei Jahre soll die Sanierung der Schwebebahn dauern - voraussichtlich, heißt es bei den Stadtwerken. Geplante Fertigstellung: Ende 2013. Die Gesamtkosten wurden zuletzt auf 300 Millionen Euro veranschlagt. Dass der Betrieb nach den Osterferien jetzt vorerst wieder aufgenommen werden kann, mag man bei den Stadtwerken aber noch nicht groß verkünden. Falls noch was dazwischen kommt, meint Sprecher Ulrich Stephan: „Das glaube ich erst, wenn die Bahnen tatsächlich wieder fahren.“