Saarbrücken.
Thilo Sarrazin (SPD) hat „für eine gewisse Menge“ Streit, Krach und Kontroverse in der Gesellschaft plädiert - und setzt seine Forderung selbst in die Tat um. Den Deutschen wirft er in Harmoniesucht vor und vergleicht sozialen Frieden mit „Opium fürs Volk“.
Der umstrittene Bundesbank-Vorstand und frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat der Politik vorgeworfenen, dringend notwendigen Debatten über Zuwanderung und Sozialsysteme auszuweichen. „Die deutsche Harmoniesucht hat doch dazu geführt, dass viele Dinge gar nicht klar genug benannt und dann aufgeschoben werden“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Es müsse in einer Gesellschaft auch „eine gewisse Menge Streit, Krach und Kontroverse geben, denn es gibt ja auch unterschiedliche Interessen“, sagte Sarrazin. Der soziale Friede sei ein hoher Wert. „Wenn man ihn aber in jeder Debatte als Monstranz vor sich her trägt, dann ist dies Religionsersatz, und Religion ist nach Karl Marx Opium für das Volk.“
Amüsiert über das Programm der Linkspartei
Sarrazin amüsiert sich nach eigenen Worten über den Programmentwurf der Linkspartei. „Das erfüllt mich mit allergrößter Heiterkeit“, sagte er. Er wisse nicht, wer den Entwurf geschrieben habe. „Lothar Bisky ist eigentlich viel zu klug für so einen Quatsch“, sagte Sarrazin. Das Dokument sei „eine Ansammlung von verstaubten Asservaten aus dem ideologischen Museum. Das kommunistische Manifest hatte wenigstens mehr sprachlichen Glanz.“ (ddp)