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Viele türkischstämmige Menschen fühlen sich in NRW zwar heimisch, dennoch steigt auch die Anzahl derer, die zurück in die Heimat wollen. Experten machen dafür die schlechter werdenen Berufsaussichten verantwortlich.
Jeder dritte türkischstämmige Mensch in NRW will in die Türkei zurückkehren. In den letzten zehn Jahren ist dieser Anteil von gut 20 auf 35 Prozent gestiegen.
Dies ist ein Ergebnis der jüngsten repräsentativen Befragung, die das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) im Auftrag des NRW-Integrationsministeriums jährlich durchführt. „Das hat auch mit den schlechten Berufsperspektiven selbst gut ausgebildeter junger Menschen mit Migrationshintergrund hier zu tun“, erklärte Martina Sauer vom ZfT gegenüber der WAZ. Wer trotz guter Ausbildung keine Stelle bekomme, sehe die Türkei als Option. Wobei nur wenige Türkischstämmige wirklich zurückgehen.
Nur 15 Prozent orientieren sich an der Türkei
Ein anderer Trend: Sehr langsam, aber doch stetig stieg seit Beginn der ZfT-Erhebungen 1999 das Heimatgefühl türkischer Migranten in NRW. Rund ein Viertel sehen ihre kulturelle Identität mittlerweile klar deutsch, nur 15 Prozent orientieren sich nur an der Türkei. 58 Prozent fühlen sich mit beiden Ländern heimatlich verbunden. Kontakte mit Deutschen, Interesse an deutscher Politik, Bildungsniveau: all das hat sich verbessert, wenn auch nur sehr leicht. Von wachsender Paralellgesellschaft könne keine Rede sein, so das Fazit des ZfT.
Integration hängt auch von wirtschaftlichen Perspektiven ab
Aber: „Integration, das Gefühl, angenommen zu sein, hängt auch von wirtschaftlichen Perspektiven und gesellschaftlichen Stimmungen ab,“ erklärt Martina Sauer. Und die sind kaum besser geworden. Professor Haci-Halil Uslucan, der neue Leiter des Essener Zentrums, fordert: „Die neuere Geschichte der Migration gehört zum Lehrplan an Schulen, wenn Migranten das Gefühl haben sollen, das ist auch unsere Heimat.“ Zudem sollten Schulen Mechanismen beseitigen, die zur Diskriminierung führten. „Dadurch werden ja auch deutsche Kinder aus unteren Schichten benachteiligt,“ betont Uslucan. Dabei dürfe es keine ideologischen Machtkämpfe geben: „Die einzige Frage ist: Tut es den Schülern gut?!“ NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) lobte die hohe Integrationsbereitschaft von Migranten.
Um Entspannung bemühten sich am Montag der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan und die deutsche Kanzlerin bei deren Besuch in Ankara. Zwar blieben sie beim EU-Beitritt geteilter Meinung, beim Schulthema ging Angela Merkel jedoch auf Erdogan zu.