Essen. .
Statt Einsparungen nur Aufwand und Gesundheitsschäden: Die FDP-Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp hat eine neue Initiative gegen die Zeitumstellung gestartet und einen Mitstreiter aus der CDU gefunden. Schlafforscher und Verkehrsexperten stützen derweil Kopps Kritik.
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp wird nicht müde, gegen die Zeitumstellung zu kämpfen. Pünktlich zur Sommerzeitumstellung startet die FDP-Frau eine neue Initiative, das Drehen an der Uhr abzuschaffen.
In einem Brief bat sie jetzt Bundesinnenminister Thomas de Maizière, sich des Themas anzunehmen. Darin heißt es wörtlich: „Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Thema sowohl im Kabinett als auch im Ministerrat ansprechen könnten“.
„Die lästige Regelung gehört abgeschafft“
Schon seit mehreren Jahren geht die Bielefelder Bundestagsabgeordnete gegen die Zeitumstellung vor. Doch sieht sie jetzt bessere Erfolgschancen gekommen: Seit einem halben Jahr ist die FDP in Berlin mit an der Regierung. „Mit der neuen Mehrheit im Bund gibt es auch ein neues Bewusstsein zu Bürokratieabbau und Kostensenkung“, so Kopp im Gespräch mit DerWesten. „Die lästige Regelung gehört endlich abgeschafft.“ Ginge es nach ihr, würde die Sommerzeit zur Normalzeit werden. „Aber da bin ich kompromissbereit“, sagt sie. Eigentlich ist die Winterzeit die „normale Zeit“.
Für ihren Kampf hat Gudrun Kopp jetzt auch einen Mitstreiter gefunden: Herbert Reul, CDU, Wahlkreis Bergisch Gladbach und Vorsitzender des Energieausschusses im Europaparlament. Denn für Kopp ist klar: Es kann nur eine europäische Lösung geben.
Die Argumente, die beide gegen die Zeitumstellung ins Feld führen, sind altbekannt: Erstens habe sie keinerlei Energieeinsparung gebracht. Zweitens bedeutete es einen immensen Aufwand - verbunden mit hohen Kosten, die Uhren umzustellen. Drittens litten sensible Menschen und besonders Kinder an dem „willkürlichen Eingriff in den Bio-Rhythmus“. Kopp und Reul kommen zu dem Fazit: „Ein Nutzen der Zeitumstellung ist nicht erkennbar.“
Schlafforscher: Die Umstellung ist schädlich
Führende Schlafforscher stützen Kopps Kritik. Auch sie wettern gegen die Umstellung auf die Sommerzeit. „Ich halte sie nicht nur für überflüssig, sondern auch für schädlich“, sagte der Regensburger Psychologe Jürgen Zulley der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sein Münchner Kollege Till Roenneberg nennt die Sommerzeit einen „von oben diktierten Eingriff in unser biologisches Zeitsystem“. Neue Untersuchungen zeigten, dass sich die Zeitumstellung nicht nur kurzfristig negativ auf die Gesundheit auswirke, etwa in Form von Schlafstörungen oder vermehrten Herzinfarkten. Vielmehr störe sie sieben Monate lang bis zum Anfang der Winterzeit die innere Uhr einer Mehrheit der Bevölkerung. Das könne zu Schlafmangel führen, der generell als ungesund gilt.
Auch interessant
„Richtig gewöhnen wir uns daran nie“, sagt der Chronobiologe Roenneberg und bezieht sich dabei auf seine Forschungen über den Schlaf-Wach-Rhythmus. Zulley fordert die Abschaffung: „Es würde unserer Biologie eher entsprechen, in der Winterzeit zu bleiben.“
Mehr schwere Unfälle nach Zeitumstellung
Auch der Verkehrsclub ACE warnt: „Die Sommerzeit-Umstellung birgt höhere Unfallrisiken“. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, hat der ACE Daten des Statistischen Bundesamtes der vergangenen fünf Jahre ausgewertet. Demnach stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden jeweils im Monat nach der Zeitumstellung um bis zu 28 Prozent. (Grafik) Über die Gründe könne jedoch nur spekuliert werden: Möglicherweise könnten als Ursachen Schlafdefizite, Witterungseinflüsse, verändertes Verkehrsaufkommen oder ein unbesorgter Fahrstil, der aufkommenden Frühlingsgefühlen geschuldet sein könnte, in Frage kommen, so der ACE. (mit apn)