Duisburg. .

In die Suche nach Gründen für die Loveparade-Tragödie kommt Bewegung. Ein Verantwortlicher hat erstmals Fehler eingeräumt. Ein Medienbericht belastet außerdem OB Sauerland.

Erstmals hat ein Verantwortlicher der Duisburger Loveparade, bei der vor zwei Wochen 21 Menschen starben, öffentlich Fehler eingeräumt. „Ich hätte dringlicher auf die Probleme hinweisen müssen“, sagte der Psychologe Carsten Walter laut Vorabbericht vom Samstag im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Derweil wurden neue Details zu den Planungen der Loveparade bekannt.

Der sogenannte Crowd-Manager Walter, der die Besucherströme auf dem Veranstaltungsgelände regulieren sollte, sagte dem Magazinbericht zufolge, schon Stunden, bevor die Opfer von den Menschenmassen erdrückt worden seien, habe er das Gefühl gehabt, dass bei der Veranstaltung etwas schieflaufe. Er habe aber nicht die Entscheidungskompetenz gehabt, das Gelände abzuriegeln.

Polizei angeblich nicht erreichbar

Walter erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen die Polizei. So hätten er und ein Beamter „geschätzte 45 Minuten“ benötigt, die Polizeiführung zu erreichen. Das Problem sei gewesen, dass der Polizist „definitiv“ kein Funkgerät gehabt habe und das Handynetz überlastet gewesen sei. Damit widersprach er der Darstellung der Polizei im Düsseldorfer Landtag.

Auf der Loveparade am 24. Juli in Duisburg starben vor einem Zugangstunnel zum Festgelände 21 Menschen im Gedränge, über 500 wurden teils schwer verletzt.

Im Genehmigungsverfahren zur Loveparade ist die Stadt Duisburg womöglich von der früheren Landesregierung massiv unter Druck gesetzt worden. Das berichtete das Nachrichtenmagazin „Focus“ vorab unter Berufung auf ein Besprechungsprotokoll zum ersten Planertreffen am 2. Oktober 2009. Demnach betonte Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe, dass der damalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) „in der Vergangenheit bereits eine Aussage getroffen habe, dass die Loveparade in Duisburg stattfinden sollte“. Eine Absage könne daher „lediglich aus gravierenden Sicherheitsbedenken erfolgen“.

Druck soll von Rüttgers und Schaller gekommen sein

Kurz vor Beginn der Loveparade erhöhte auch der Veranstalter Rainer Schaller „Focus“ zufolge den Druck auf das Duisburger Rathaus. Das Bauamt hatte am 14. Juli wichtige Unterlagen eingefordert, darunter ein Sicherheitskonzept. Fünf Tage später meldete sich eine Anwaltskanzlei im Auftrag von Schallers Firma Lopavent und drängte auf die Erteilung der „Sondernutzungserlaubnis“. Dabei warnten die Juristen vor einer Absage des Megaevents und wiesen auf die „immensen wirtschaftlichen, aber auch ideellen Schäden für Veranstalter, die Metropole Ruhr und die Stadt Duisburg“ hin. Am 21. Juli gab die Stadt grünes Licht für die Veranstaltung.

Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) war offenbar detailliert über das Planungschaos im Vorfeld der Loveparade informiert. Dies geht aus den vertraulichen Anhängen zu einem 32-seitigen Zwischenbericht über die Katastrophe hervor, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ weiter berichtete.

So schrieb demnach die städtische Untere Bauaufsicht am 14. Juni, knapp sechs Wochen vor der Veranstaltung in einem Brandbrief an den Veranstalter, bislang gebe es weder einen „Lageplan“ des Geländes noch ein „zielorientiertes Brandschutzkonzept“ noch eine Endfassung des Sicherheitskonzepts. Eine Kopie des Schreibens ging laut Vermerk (“Büro OB z. Kts.“) auch an Sauerland. (ddp)