K ritik an der Krebs-Früherkennung, das ist so etwas wie ein Tabubruch. Wir Deutsche gelten als Vorsorge-Weltmeister. Wir glauben so gerne den Broschüren, den Kampagnen. Selbst den Promis, die als strahlende Botschafter der Früherkennung auftreten, ohne dass sie Experten sind.
Dass wir jetzt irritiert reagieren, heißt vor allem: Wir sind es nicht wirklich gewohnt, dass etwas infrage gestellt wird, was sich seit Jahrzehnten zur Pflichtübung entwickelt hat. Keiner sagt, dass Krebsvorsorge Unsinn ist. Krebs-Früherkennung hilft. Viele von uns wissen das, haben es am eigenen Leib erfahren. Aber sie hilft eben leider nicht so oft, wie wir es uns wünschen. Die Zweifel an der großen Wirkung bestehen international schon länger.
Wir sollten uns freuen, dass diese Debatte endlich auch bei uns auf dem Tisch ist. So können wir mit unseren Ärzten darüber sprechen, ob und wann eine Früherkennung wirklich sinnvoll ist. Können auch endlich hoffen, mit unseren Ängsten angenommen zu werden. Denn viel häufiger als gedacht, zeigt die Früherkennung einen bösen Befund, der sich nicht bestätigt. Zum Glück. Doch bis zum Ergebnis, das oft Wochen auf sich warten lässt, erleben die Menschen die Hölle.
Es geht nicht um das Verteufeln der Krebsvorsorge, nein, es geht um einen kritischen Umgang mit ihr.