Essen/Köln. .

Die Frage, wie es zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs kommen konnte, ist weiter offen. Die Ursachenforschung werde wohl noch Jahre dauern, so Herbert Bodner, Chef der Baufirma Bilfinger Berger. Er wehrt sich dagegen, dass seine Mitarbeiter als Kriminelle bezeichnet werden.

Nach den vermutlichen Unregelmäßigkeiten beim U-Bahn-Bau in Köln und Düsseldorf will der an den Projekten beteiligte Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger sein Qualitätsmanagement verbessern. Der Vorstand habe eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, um „mögliche Schwachstellen“ bei der Qualitätskontrolle vor Ort aufzudecken und zu beseitigen, sagte Konzernchef Herbert Bodner auf einer Pressekonferenz. „Wir sind dabei, umfassend und schonungslos aufzuklären“, betonte er.

Die Frage, wie es zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 kommen konnte, ist laut Bodner bislang nicht klar zu beantworten. „Die Ursachenforschung wird noch Monate, wenn nicht Jahre dauern“, sagte er. Bodner wandte sich dagegen, dass von einigen Beteiligten trotz der unklaren Faktenlage bereits öffentlich Schuldzuweisungen vorgenommen würden. „Das ist in hohem Maße verantwortungslos und rufschädigend“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die 67 000 Mitarbeiter von Bilfinger Berger dürften nicht „als Kriminelle beschimpft“ werden.

Die jetzt eingesetzte Expertenkommission wird von Claus Jürgen Diederichs geleitet, der viele Jahre an der Bergischen Universität Wuppertal gelehrt hat. „Die Untersuchungsgruppe wird die Handhabung des Qualitätsmanagements in allen Einheiten des Ingenieurbaus eingehend prüfen“, sagte Bodner weiter. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zur Verbesserung der Qualitätskontrollen auf den Baustellen von Bilfinger Berger führen.

Bodner ist betroffen von dem Verhalten einzelner Mitarbeiter

Die Vorgänge der vergangenen Wochen hätten ihn „betroffen“ gemacht, betonte Bodner. „Immerhin müssen wir davon ausgehen, dass langjährige, ordentlich bezahlte Mitarbeiter von Bilfinger Berger vorsätzlich technische Unterlagen gefälscht und Bewehrungsteile nicht eingebaut haben“, fügte der Manager hinzu. Dabei geht es um den Verdacht, dass Vermessungsprotokolle für den Aushub von Schlitzwänden manipuliert wurden. Zudem sollen in einzelnen Fällen sogenannte Schubhaken nicht in der erforderlichen Anzahl eingebaut worden sein.

Dieses persönliche Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter werde nicht geduldet, betonte Bodner. „Wir haben selbstverständlich die erforderlichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen gezogen.“ Bilfinger Berger habe vier Mitarbeiter von ihren Aufgaben entbunden. Einer davon wurde gekündigt, wie Bodner sagte. Bei dem gekündigten Mitarbeiter handele es sich um einen Polier, der in Köln sowohl mit den Schubhaken als auch mit manipulierten Messprotokollen zu tun gehabt haben soll. Er habe die „Verdachtskündigung“ bislang nicht akzeptiert. Zwei Personen, die von ihren Aufgaben entbunden wurden, seien Vorgesetzte dieses Mannes. Ein vierter freigestellter Mitarbeiter sei ein Polier, der im Verdacht stehe, in Düsseldorf Schlitzwand-Protokolle manipuliert zu haben. (ddp)