Tutzing/Düsseldorf. .
Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann hat sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Samstag einmütig für Nikolaus Schneider als Nachfolger ausgesprochen. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland genieße „hohes Vertrauen“.
Bei der Suche nach einem neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) machen sich führende Kirchenfunktionäre für den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, stark. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl sagte am Samstag nach der Ratstagung im bayerischen Tutzing: „Es gibt da eine einmütige Auffassung.“ Die Vorsitzende der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, sagte: „Die Vorhaben, die wir mit Margot Käßmann begonnen haben, werden wir unter der Leitung von Nikolaus Schneider erfolgreich fortführen. Er füllt seine Aufgaben als amtierender Ratsvorsitzender mit Klarheit und Tatkraft aus.“
Aus Respekt vor dem Kirchenparlament hätten die 13 Ratsmitglieder aber nur persönliche Wünsche formuliert. „Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Nikolaus Schneider über diesen Herbst hinausreichte. Er genießt hohes Vertrauen in der Synode“, betonte Göring-Eckardt.
Hohe sozialethische Kompetenz hervorgehoben
Der bisherige Vizechef Schneider leitet den Rat der EKD seit Käßmanns Rücktritt bis zur Neuwahl im Herbst kommissarisch. Göring-Eckardt betonte: „Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Nikolaus Schneider über den Herbst hinausreichte.“ Mit seiner hohen sozialethischen Kompetenz werde er „die unverwechselbare Stimme unserer Kirche in der Gesellschaft zur Geltung bringen“. Schneider stehe für eine Kirche, „die nahe bei den Menschen ist“. Man wolle aber die Entscheidung der Synode im Herbst abwarten, sagte die Grünen-Politikerin.
Präses Schneider signalisierte seine Bereitschaft, Käßmanns Nachfolge anzutreten. „Ich bin offen für die Situation, für das was auf mich zu kommt“, sagte der 62-Jährige. Auch Schneider verwies aber auf die Synode. Solange er amtierender Ratsvorsitzender sei, wolle er die Arbeit von Wolfgang Huber und Margot Käßmann zielstrebig und mit eigenen Akzenten fortsetzen.
Sein Herz schlage dabei besonders für das Thema Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Auf diesem Gebiet könne er sich auch eine evangelisch-katholische Zusammenarbeit sehr gut vorstellen. Aber auch für eine „an den Leitvorstellungen des gerechten Friedens orientierte Friedenspolitik“ und die „kraftvolle Weiterentwicklung“ des innerkirchlichen Reformprozesses wolle er sich einsetzen.
Seit 2003 ist Schneider Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Mitglied des Rats der EKD. Er wuchs in Duisburg auf und ist seit 1976 Pastor. Der verheiratete Vater von drei Kindern lebt in Düsseldorf.Die bisherige Ratsvorsitzende Käßmann war am Mittwoch als Konsequenz aus einer Alkoholfahrt zurückgetreten. Göring-Eckardt nannte den Rücktritt einen „schweren Verlust“. Der Rat sei sich in dem Wunsch einig, „dass Margot Käßmann eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleibt“.
Über die Nachfolge Käßmanns entscheidet die EKD-Synode im November auf ihrer nächsten Tagung in Hannover. Die reguläre Sitzung des Rats in Tutzing war bereits vor dem Wirbel um Käßmanns Alkoholfahrt angesetzt worden. (ddp/apn)