Duisburg. .
Garagenöffnung per Handy, Imprägnierspray für Papier, einen Simulator fürs Kanutraining: 72 Nachwuchsforscher präsentierten beim „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb in Duisburg 35 innovative Ideen. Fünf Projekte aus der Region qualifizierten sich für die Landeswettbewerbe.
Ganz professionell stehen Mara, Henrik und Nils hinter ihrem Ausstellungsstand. Alle tragen weiße T-Shirts, vorne ist ihr Name zu lesen, auf dem Rücken der ihres Projekts: Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs für Jugendliche. Ihr Projekt ist eines von 35, das am Donnerstag auf dem Duisburger Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ vorgestellt wurde. „Uns ist der Taxi-Mama-Boom aufgefallen“, erklärt die 18-jährige Mara, „doch die leeren Rück- und Hinfahrten der Eltern sind ja eigentlich unnötig.“ Wer Busse und Bahnen nutze, müsse oft warten und umsteigen, außerdem sei dies unsicherer.
Die Lösung der drei Mülheimer: ein öffentliches Taxinetz. Per Fragebogen haben sie 282 Mülheimer Neuntklässler dazu befragt, wie sie nachmittags zu ihren Freizeitaktivitäten kommen und wo diese stattfinden. Sie analysierten die Ergebnisse, zeichneten sie in Karten ein und erstellten Taxifahrpläne. „Insgesamt ließen sich so 83,4 Prozent an CO2-Emissionen einsparen“, erklärt Nils.
Vor allem Jungs forschen um die Wette
Nur einen Stand weiter präsentieren Christian Litterscheidt und Astrid Ina Seifert aus Essen ihr selbst entwickeltes Imprägnierspray, das Papier wasserfest machen kann. „Ein Freund hat uns auf die Idee gebracht“, berichtet der 15-Jährige, „ihm ist im Skiurlaub ein Buch in den Schnee gefallen und so sind die Seiten feucht geworden.“ Die beiden Gymnasiasten analysierten andere Imprägniermittel, testeten die einzelnen Wirkstoffe und mischten ihr eigenes Spray. Und das funktioniert tatsächlich: Auf dem nicht behandelten Teil des Papiers ist das Wasser eingezogen, auf dem behandelten Teil perlt es ab. „Nur bei Schwarz und Kugelschreiber wird die Schrift lila“, räumt die Essenerin ein.
Warum nur ein Viertel der 72 Teilnehmer des Regionalwettbewerbs Mädchen sind, kann sich die Schülerin nicht erklären: „Ich finde es einfach spannend. Bei uns in der Klasse ist es auch nicht so, dass die Jungen mehr Ahnung von Naturwissenschaften haben.“ Aufgrund ihres Alters treten die beiden noch im Wettbewerb „Schüler experimentieren“ an, der sich an Schüler bis zu 14 Jahren richtet.
Selbstgemachter Sprit
Auch Standnachbar Steffen Nienhaus aus Bocholt macht bei diesem Wettbewerb in der Kategorie Chemie mit. Er hat sich Gedanken über die Limonadereste in den leeren Pfandflaschen des Schulkiosks gemacht. „Ich hab’ Ahnung von Motoren und weiß, dass man die auch mit Ethanol betreiben kann. Und man kann Ethanol aus Zucker herstellen.“ Gesagt getan. Steffen sammelte die zuckrigen Limoreste, fügte Hefe hinzu, ließ das Gemisch gären und destillierte es anschließend mehrmals. Die klare Flüssigkeit mischte er mit Rizinusöl, fertig war der eigene, recycelte Treibstoff. Mit dem könne der Hausmeister der Schule nun den Zweitaktmotor des Rasenmähers oder des Laubsaugers betreiben, erklärt der 14-Jährige selbstbewusst. Der Jury führte er seinen selbst gemachten Sprit am mitgebrachten Rasenmäher gleich vor. Die Experten waren begeistert und zeichnete den Bocholter mit dem ersten Preis aus.
Im Mai wird Steffen sein Projekt auf dem Landeswettbewerb in Bochum vorstellen. Auch Luca Mischendahl und Frederik Blank aus Duisburg, die sich intensiv mit einer Aufgabe aus dem Bundeswettbewerb Mathematik 2009 auseinandersetzten, werden dort erneut antreten.
Sonderpreis vom Umweltministerium
Doch nicht nur Schüler, auch Auszubildende können bei „Jugend forscht“ mitmachen. Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp schickte gleich 24 seiner Azubis ins Rennen, die elf unterschiedliche Projekte in den Kategorien Arbeitswelt sowie Technik vorstellten. Zwei Teams kamen mit ihrer Idee eine Runde weiter.
Die Schreibtischlampe, die Felix Hinz und Markus Gerdes entwickelt haben, entscheidet sich kaum von herkömmlichen Leuchten. Nur ein Sensor im Lampenfuß verrät den Unterschied: Diese Schreibtischlampe richtet ihre Beleuchtungsstärke nach der Helligkeit der Umgebung. „Der Energieverbrauch ist geringer, weil die Lampe nur so stark leuchtet, wie es gerade notwendig ist“, erklärt der 20-jährige Markus. „Außerdem ist die konstante Helligkeit gut für die Augen“, ergänzt Kollege Felix.
Noch ist der Lampenkopf des Prototyps aufgrund der ganzen Technik etwas zu schwer und neigt sich permanent, die intelligente Lampe würde aber nur rund 40 Euro kosten. Das NRW-Umweltministerium bescheinigte der Erfindung „erhebliches Potenzial“ und zeichnete die beiden angehenden Elektroniker für Betriebstechnik mit einem Sonderpreis aus. Insgesamt ging fast keiner der Teilnehmer leer aus, auch für die Zweit- und Drittplatzierten gab es Geldpreise. Außerdem wurden Zeitschriftenabonnements und Spiele verschenkt.
Azubi Björn Räther wird seine Idee ebenfalls noch einmal auf dem Landeswettbewerb vorstellen. Der 19-Jährige entwickelte ein System, mit dem sich per Handyanruf die heimische Garage öffnen und schließen lässt. An seinem Ausstellungsstand demonstriert er dies anhand eines Garagenmodells und zwei Telefonen. Ruft er mit dem Handy die eine Nummer an, die er im Computer zuvor mit dem Befehl „Garage öffnen“ programmiert hat, wertet eine Software den Anruf aus und leitet den Impuls an das Tor, das mit einem Elektroantrieb ausgestattet sein muss, weiter. Ruft er die zweite Nummer an, schließt sich das Tor. Da man nur sein Handy, einen ISDN-Anschluss sowie einen Computer benötigt, ist Björns System deutlich günstiger als andere, die bereits auf dem Markt sind. Einen Nachteil gibt der Azubi aber offen zu: „Der Computer muss ständig laufen.“
Wiederholungstäter
Außerdem werden Tim und Tobias Heins die Region Duisburg beim Landeswettbewerb vertreten. Die Brüder sind „Jugend forscht“-Profis. Dreimal sind sie schon gemeinsam angetreten. Für den 16-jährigen Tim ist es schon das vierte Mal. Einmal qualifizierten sie sich bereits für den Landeswettbewerb. „Das war einfach toll, sich vier Tage lang in der Schulzeit mit anderen Leuten auszutauschen.“ Die beiden Oberhausener haben sogar richtig nach einem Thema gesucht.
Und auch ihr Projekt drehte sich wie so viele ums Energiesparen: Dank eines Sponsors beschäftigten sie sich mit „verlustarmen Rohrleitungshalterungen für Wärmenetze“. Ihr Ergebnis: Wird heißer Dampf in Kraftwerken oder Chemieparks, durch Röhren geleitet, die von Halterungen aus Edelstahl oder einem Keramik-Glasfaserverbundwerkstoff statt dem üblichem Baustahl, der ein starker Wärmeleiter ist, getragen werden, geht deutlich weniger Energie verloren.
Dass die beiden Jungen sich für Keramik statt Stahl aussprechen, griff Dieter Kroll, Vorstandsmitglied des Gastgebers, der Thyssen-Krupp Steel Europe AG, in seiner Rede mit einem Schmunzeln auf. Die beiden Brüder sehen das locker. „Keramik ist halt eben ein guter Isolator“, sagt Tim. „Dann muss Thyssen-Krupp eben umsatteln“, folgert sein jüngerer Bruder mit einem Lachen.