Köln. .

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivshängt anscheinend auch mit der mangelhaften Bauaufsicht des U-Bahn-Baus durch die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) zusammen. Laut einem Medienbericht hätten die Verkehrsbetriebe als Bauherr die Überwachung ihre Arbeit teilweise selber übernommen.

In der Affäre um Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau ist Kritik an der Bauaufsicht laut geworden. Das Magazin „Focus“ berichtete unter Berufung auf Ermittler, entgegen allen Regeln habe der Bauherr, die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), zum Teil selbst die Bauüberwachung ausgeübt. Nach Aussagen von Bauarbeitern sei „faktisch keinerlei Bauaufsicht vor Ort“ gewesen.

Nach einem WDR-Bericht fordert die für den U-Bahn-Bau zuständige Aufsichtsbehörde, die Düsseldorfer Bezirksregierung, nun Änderungen der Bauaufsichts-Regeln. Unterdessen weitete sich der Skandal nach Bayern aus: Auch beim Bau der ICE-Trasse München-Nürnberg könnte gepfuscht worden sein.

Sofortiger Baustopp wäre fällig gewesen

Die U-Bahn Baustelle am Kölner Heumarkt.
Die U-Bahn Baustelle am Kölner Heumarkt. © WAZ FotoPool

„Focus“ schrieb, nach Angaben aus Ermittlerkreisen habe die Stadt, die KVB und die Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen vor dem Einsturz des Stadtarchivs vor einem Jahr immer wieder Alarmsignale übersehen. Mehrfach habe den Bauarbeitern am Waidmarkt der Einbruch von Grundwasser zu schaffen gemacht. Seit Herbst 2008 seien laut Werkprotokollen Wasserprobleme in der Baugrube aufgetreten; weder Bauleiter noch Bauaufsicht hätten aber den zuständigen Prüfstatiker informiert. Dann „wäre ein sofortiger Baustopp veranlasst gewesen“, habe dieser später erklärt.

Stattdessen hätten die U-Bahn-Spezialisten illegal Dutzende Brunnen eingesetzt, um das Wasser abzupumpen, berichtete „Focus“ weiter. Am Ende sollen 23 Brunnen in der Grube gewesen sein, vier seien aber nur genehmigt gewesen.

An einem der U-Bahn-Schächte war das Stadtarchiv am 3. März 2009 eingestürzt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben.

Einem Bericht des WDR-Magazins „Westpol“ zufolge kritisiert die Bezirksregierung Düsseldorf, dass es keine gesetzliche Regelung gibt, die eine grundsätzliche Trennung von Bauaufsicht und Bauausführung gewährleistet. Es müsse Klarheit geschaffen werden, wird Verkehrsdezernent Matthias Vollstedt zitiert. Erst nach dem Archiveinsturz sei die Bauaufsicht beim U-Bahn-Bau an externe Dritte übertragen worden, berichtete „Westpol“. Dieses Vorgehen basiere bislang jedoch auf Freiwilligkeit.

Vor knapp einem Jahr ist das Kölner Stadtarchiv eingestürzt.
Vor knapp einem Jahr ist das Kölner Stadtarchiv eingestürzt. © AP

Durchsuchung einer am Bau beteiligten Firma

Ähnlich wie beim Bau der Kölner U-Bahn könnte es auch bei der ICE-Trasse München-Nürnberg zu Manipulationen gekommen sein. Die Ermittler hätten einen Hinweis bekommen, dass möglicherweise beim Einbau sogenannter Metallanker gepfuscht worden sei, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günther Feld, am Freitagabend der Nachrichtenagentur DAPD. Zur Sicherung von Beweismitteln sei dann umgehend die Durchsuchung eines an dem Bau beteiligten Unternehmens veranlasst worden. Dabei seien Unterlagen sichergestellt worden, die nun ausgewertet würden.

Der Baukonzern Bilfinger Berger, der sowohl am Kölner U-Bahn-Bau als auch am Bau der ICE-Trasse München-Nürnberg beteiligt ist, teilte mit, die Staatsanwaltschaft habe das Unternehmen am Freitag über den Verdacht auf fehlerhafte Ankerprotokolle informiert. Die internen Untersuchungen im Zusammenhang mit der Nord-Süd Stadtbahn Köln würden deutlich ausgeweitet. „Wir wollen sicherstellen, dass alle Projekte, in denen ähnliche Technologien verwendet wurden, korrekt ausgeführt worden sind“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Herbert Bodner. In diesem Zusammenhang werde auch das Projekt ICE-Trasse Nürnberg-München überprüft. (afp/apn)