Hamburg/Bochum.

Heinrich Kieber schwärzte Millionäre an und kassierte damit selbst Millionen. Jetzt gab der Dieb der Liechtensteiner Bankdaten, der unter anderem die Zumwinkel-Affäre ins Rollen brachte, erstmals ein Interview.

Der ehemalige Angestellte der Liechtensteiner fürstlichen LGT Bank, durch dessen Informationen unter anderem der Steuerbetrug von Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel aufgedeckt wurde, hat nach eigenen Angaben Konto-Daten an insgesamt 13 Staaten weitergegeben. In Deutschland seien ihm fünf Millionen Euro für die Informationen gezahlt worden, sagte Heinrich Kieber dem Magazin „Stern“. Die fünf Millionen seien ein Prozent der geschätzten Steuereinnahmen gewesen.

In dem Interview beschreibt der 45-Jährige, wie das Schwarzgeld zur LGT kam und wie er die Bankdaten entwendete. Zum Grund für den Diebstahl im Herbst 2002 sagte er, er habe sich vom Liechtensteiner Fürsten Hans-Adam II. ungerecht behandelt gefühlt. Es sei ihm nie um Geld gegangen.

46 Promis unter den Sündern

Kieber, der laut „Stern“ heute an unbekanntem Ort im Zeugenschutzprogramm eines Geheimdienstes lebt, verfügt nach eigenen Angaben über Daten von 3929 Gesellschaften und 5828 natürlichen Personen aus der ganzen Welt. Davon, so Kieber, seien 46 politisch exponierte Personen wie Zumwinkel.

Gestützt auf Kiebers Daten wurde im Februar 2008 in Deutschland eine bundesweite Razzia gegen mutmaßliche Steuersünder ausgelöst. Darunter war Zumwinkel, der zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbuße von einer Million Euro verurteilt wurde. Außerdem leitete die Bochumer Staatsanwaltschaft Hunderte Ermittlungsverfahren ein. Viele Steuersünder zeigten sich auch selbst an, um den Ermittlungen zuvorzukommen.

Reichster deutscher Sünder stammt aus Düsseldorf

Kieber sagte, das Schwarzgeld sei über Konten von Briefkastenfirmen, etwa in Spanien oder Portugal, nach Liechtenstein geflossen. Bargeld hätten die Kunden durch eine geheime Stahltür im öffentlichen Parkhaus der Liechtensteiner Hauptstadt Vaduz direkt in einen Tresorraum fahren können.

Die Mitarbeiter der LGT Treuhand hätten über vertrauliche Gespräche mit ihren Klienten minuziös Buch geführt, sagte Kieber dem Magazin. Die Notizen seien mit den Kontodaten abgespeichert worden. „Die Treuhänder wissen mehr als manche Ehefrauen oder die Kinder oder die Geschäftspartner.“ In den internen Vermerken habe er Geschichten „über Familienstreitigkeiten, Zweit- und Drittfrauen oder uneheliche Kinder“ lesen können. Der reichste Anleger war laut Kieber ein italienischer Industriellen-Erbe mit 450 Millionen Euro, der reichste Deutsche ein Düsseldorfer Geschäftsmann mit Anlagen von 35 Millionen Euro. (ddp/apn)