München. .
Eine Wende im Brunner-Mordprozess? Der Lokführer der Münchner S-Bahn schildert die Schlägerei zwischen den zwei jungen Männern und Dominik Brunner völlig anders als andere Zeugen. Er bezeichnet Brunner als „Angreifer“.
Ein Fahrer der Münchner S-Bahn hat die Schlägerei zwischen zwei jungen Männern und Dominik Brunner völlig anders geschildert als andere Zeugen. Er sagte am Dienstag im Mordprozess vor dem Landgericht München, auf ihn habe Brunner wie der Angreifer gewirkt, der zwei Jugendliche aus heiterem Himmel mit einem Faustschlag attackierte. Andere Zeugen schilderten, wie die beiden Angeklagten Brunner zusammenschlagen und -getreten hätten. Der damals 18-jährige Markus S. habe dabei zweimal gerufen: „Ich bring“ dich um!“, sagte eine 16-jährige Schülerin, die das Ganze vom Bahnsteig gegenüber verfolgt hatte.
Der Fahrer der S-Bahn sagte, Brunner sei am 12. September 2009 mit vier Schülern aus der S-Bahn ausgestiegen und habe plötzlich laut gesagt: „Jetzt gibt“s hier hinten Ärger.“ Aus seiner Sicht habe sich aber überhaupt nichts angebahnt. Die beiden jungen Männer seien hinter Brunner und den Jugendlichen auf einen Treppenaufgang zugegangen, aber „nicht auf Herrn Brunner zu, eher daneben vorbei“. Brunner habe seine Tasche ans Geländer gestellt. Als die Jugendlichen in seiner Nähe gewesen seien, „ging Brunner rasch zwei Schritte auf sie zu und hat mit der Faust ausgeholt“, sagte der Zeuge. „Getroffen hat er sehr gut“: Einem der beiden damals 17- und 18-Jährigen sei etwas aus dem Mund geflogen. „Brunner - für mich als Angreifer - sagte dann: „Das klären wir jetzt mit der Polizei.““, sagte der Lokführer. Er selbst habe die Sache damit für erledigt gehalten. Er sei weitergefahren und habe die Fahrdienstleitung gebeten, die Polizei zu informieren.
Auf den Mann am Boden „eingestampft“
Mehrere Zeugen schilderten, dass die Angeklagten anschließend unter wüsten Beschimpfungen brutal auf den 50-jährigen Brunner eingeschlagen hätten. Einer habe auf den am Boden liegenden Mann „eingestampft“, sagte ein 17-jähriger Zeuge. Der andere Angeklagte habe die Schüler neben Brunner in Schach gehalten. Als die Schläger weggegangen seien, sei er über die Gleise gegangen und habe geschaut, ob der Mann am Boden noch lebt. „Blut überall, er war ganz weiß“, sagte der 17-Jährige.
Ein 59-jähriger Zeuge sagte, Markus S. sei „in Siegerpose“ mit geballter Faust weggegangen. Sein Gesicht sei hasserfüllt gewesen. Der andere, Sebastian L., habe ihn mit sich gezogen.
Ein 18-jähriger Schüler sagte, einer der beiden habe „laut und aggressiv „Bastard“ gerufen“ und geschlagen. Einer der Schüler neben Brunner habe geweint. Die 16-jährige Schülerin sagte, beide Angeklagte hätten auf Brunner eingetreten und eingeschlagen, als er schon am Boden gelegen habe. Dabei hätten sie „Motherfucker“ und andere Schimpfwörter gerufen.
Die Staatsanwaltschaft hat Markus S. und Sebastian L. des Mordes angeklagt. Sie sollen Brunner aus Rache geprügelt und seinen Tod in Kauf genommen haben, weil er sich schützend vor vier Schüler gestellt hatte. Die Verteidiger erklärten die Anklage für überholt, weil Brunner zuerst geschlagen und wegen einer Erkrankung an Herzversagen gestorben sei. Die Urteilsverkündung ist bislang für 29. Juli geplant. (apn)