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Internet-Spionage im Kinderzimmer – wie man Kriminellen das Leben schwer macht, weiß IT-Experte Schartner. Auch beim Handy ist Vorsicht geboten, sind regelmäßige Updates Pflicht.
Immer wieder fragt sie sich, was er gesehen hat, dieser Mann, der sie über ihre eigene Webcam beobachtet hat, wochenlang – ohne ihr Wissen. Die 16-jährige Céline ist, wie berichtet, eines von mehr als 100 Opfern, die ein 44-jähriger Hacker aus dem Rheinland ausgespäht haben soll: der Computer als Schlüssel zum Kinderzimmer. Ihr Alptraum ist kein Einzelfall, weiß IT-Sicherheitsexperte Götz Schartner. Spanner im Internet gebe es viele. Aber man könne ihnen das Leben schwer machen.
Meist nutzen Kriminelle soziale Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ, nehmen mittels falscher Identität Kontakt zu ihren Opfern auf, sagt Schartner. „Man chattet, tauscht E-Mail-Adressen und irgendwann erhält das Opfer per Mail ein scheinbar harmloses Bild – mit einem Trojaner“, sagt der Experte und empfiehlt, Mails von Fremden grundsätzlich nicht zu öffnen. Auch seien Eltern gefordert, die Internetaktivitäten ihrer Kinder zu überwachen. „Ich rate dazu, stichprobenartig zu überprüfen, welche Webseiten der Nachwuchs in letzter Zeit besucht hat“ – natürlich mit dem Wissen des Kindes.
Auch der beste Schutz erkennt nicht alles
Generell gelte es, kriminellen Eindringlingen möglichst viele Hürden in den Weg zu stellen, rät Schartner, der als professioneller Hacker in Unternehmen nach Sicherheitslücken sucht. „Das Wichtigste sind Updates: Ob Betriebssystem oder Programme – alles sollte regelmäßig aktualisiert werden.“ Nur so könnten bekannte Sicherheitslücken geschlossen werden: „Ein Antiviren-Programm und eine Firewall sind darüber hinaus natürlich Pflicht“ – doch selbst der beste Schutz erkenne nicht immer Viren, Trojaner und Co.
Schartner rät daher zu zwei Benutzerkonten: Einem mit Administratorenrechten und einem ohne – anzulegen über die Systemsteuerung. „Mit diesen Rechten kann der Benutzer neue Software installieren, doch sollte ein Administrator niemals E-Mails empfangen oder im Internet surfen.“ Das macht der andere Nutzer mit dem eingeschränkten Konto. „Hacker haben es auf diese Weise deutlich schwerer, neue Software zu installieren.“
„Immer den Stecker ziehen“
Zu erkennen, ob die eigene Wohnung via Rechner ausgespäht wird, ist laut Schartner bei einem guten Hacker nahezu unmöglich. „Also immer den Stecker ziehen, wenn die Webcam nicht genutzt wird, die Linse zukleben.“ Denn auch ein Rechner im Ruhezustand schützt nicht immer vor ungebetenen Beobachtern: „Bei einigen Rechnern ist es möglich, sie aus der Ferne hochzufahren.“
Und dann sind da noch die Handys, überall dabei, immer angeschaltet. „Ich habe mich selber schon – mit Erlaubnis – in Mobiltelefone gehackt“, sagt der IT-Experte. Da können Fremde Gespräche belauschen, die Kamera aktivieren. „Bei manchen Handys wird es Kriminellen nicht besonders schwer gemacht, denn kaum jemand schützt sein Handy ausreichend.“ Dabei würden viele Hersteller auf ihren Internetseiten Updates anbieten, die die Sicherheit verbessern.
Die 16-jährige Céline ist in Sachen Technik inzwischen „sehr, sehr vorsichtig“ geworden. Dem Hacker, der ihre Privatsphäre verletzt hat, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.