Hamburg. .
Mit dem Rücktritt des Hamburger Ersten Bürgermeisters Ole von Beust setzt sich die Kette von CDU-Spitzenköpfen fort, die ihr Amt verlassen. Eine Folge der Nöte der öffentlichen Haushalte, meint Kommentar Dietmar Seher.
Ole von Beust tritt zurück - und will nach neun Jahren das Hamburger Rathaus verlassen. Angela Merkel bricht die Mannschaft weg.
Die Verlustliste ihrer Granden ist lang. Der Thüringer Althaus und der Wirtschaftsexperte Merz. Der Hesse Koch und der Bundespräsident Köhler. Oettinger, der nach Brüssel ging und Rüttgers, der nach Hause muss. Jetzt wahrscheinlich von Beust. Alles Flüchtlinge? Alles unverantwortlich egoistische oder eben auch gescheiterte Politikerexistenzen?
Das Maß ist voll
Drehen wir die Sache mal um: Über Jahrzehnte hat das Politikerdasein, das tägliche Ringen um den Kurs, durchaus auch Spaß gemacht. Es gab etwas zu verteilen, meistens Geld, und dem politischen Kampf blieb es überlassen, wer davon profitieren konnte. Heute aber: Es herrscht Mangelverwaltung, Schuldenmanagement. Politik wird zum mühsamen Überbringen schlechter Botschaften an eine Bevölkerung, die mal anderes gewohnt gewesen ist. Schon seit dem Altertum wissen wir: Der Bote der Niederlage wird geköpft.
Dieses tägliche Köpfen, dieses Unter-Dauerkritik-Liegen und Untendurchsein bei den Wählern, diese Position auf dem Sitz des Angeklagten in den diversen TV-Talkshows. Das kann ein in der Verantwortung stehender Politiker auch mal satt haben, wenn er nach einem 14-Stunden-Tag seine - wagen wir es zu sagen - schmale Diät mit den üppigen Boni des großen Management vergleicht. Strahlt nicht der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck wieder eine viel größere Selbstzufriedenheit aus, seitdem er nicht mehr auf der Kommandobrücke der SPD steht?
Wir wissen nicht, ob dies alles bei Ole von Beust eine Rolle spielt. Wir wissen nur, dass jeder Mensch ein Recht hat, seinen Lebensweg so weit es geht selbst zu bestimmen. Und dass jeder ersetzbar ist. In jeder Position.