Teheran. .
Gut ein Jahr nach seinem Verschwinden ist der angeblich vom US-Geheimdienst entführte Atomphysiker Shahram Amiri in den Iran zurückgekehrt. Die USA hatten die Entführungsvorwürfe wiederholt dementiert.
Amiri landete am Donnerstagmorgen auf dem Flughafen der iranischen Hauptstadt Teheran, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Amiri wurde von seiner Ehefrau und Vize-Außenminister Hassan Ghaschghawi am Flughafen empfangen.
Er sei nur ein „einfacher Forscher“, sagte er den anwesenden Journalisten. Mit den Urananreicherungsanlagen Natans und Fordo habe er nichts zu tun. Die US-Regierung habe ihn als „Druckmittel“ missbraucht. Er sei in den USA auch von israelischen Ermittlern befragt worden. In den ersten beiden Monaten seiner Gefangenschaft sei er der „härtesten mentalen und physischen Folter“ ausgesetzt gewesen.
„USA bot Millionen“
Bei den Verhören durch die Israelis sei deutlich geworden, dass diese ihn nach Israel bringen wollte, sagte Amiri. Washington habe ihm 50 Millionen Dollar (fast 40 Millionen Euro) geboten, damit er in den USA bleibe. Ihm sei auch zugesagt worden, seine Familie nachzuholen, diese sei zugleich aber auch bedroht worden.
Das iranische Staatsfernsehen hatte am Dienstag berichtet, Amiri sei in die Interessenvertretung des Iran in Washington geflohen, die in der pakistanischen Botschaft untergebracht ist. Der Physiker war im Juni 2009 nach der Ankunft zu einer Pilgerreise in Saudi-Arabien verschwunden. Nach Angaben iranischer Medien erforschte er Radioisotope für medizinische Zwecke. Die US-Regierung wies die von Teheran erhobenen Entführungsvorwürfe mehrfach zurück.
USA weist Entführungsvorwürfe zurück
Anfang Juni dieses Jahres strahlte das iranische Fernsehen ein Video aus, in dem ein Mann, der sich als Amiri ausgab, beteuerte, vom US-Geheimdienst entführt worden zu sein und im Bundesstaat Arizona festgehalten zu werden. Wenige Wochen später wurde ein zweites Video veröffentlicht, in dem der selbe Mann angab, „aus den Händen der Agenten des amerikanischen Geheimdienstes“ geflohen zu sein und sich im US-Bundesstaat Virginia aufzuhalten.
Der US-Fernsehsender ABC hatte hingegen im März berichtet, Amiri sei übergelaufen und arbeite mit der CIA zusammen. Die US-Regierung wies die Entführungsvorwürfe zurück. Am Dienstag sagte US-Außenamtssprecher Philip Crowley, Amiri sei „aus freien Stücken“ in den USA und könne jederzeit ausreisen. Er habe ursprünglich am Montag in den Iran zurückkehren wollen, die Reise aber aus organisatorischen Gründen nicht antreten können. Crowley wollte sich nicht dazu äußern, was Amiri in den USA machte.
Diplomatische Stille - seit Jahrzehnten
Die USA und der Iran unterhalten seit gut 30 Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Der US-Regierung ist das iranische Atomprogramm ein Dorn im Auge. Sie befürchtet, dass Teheran heimlich am Bau von Atomwaffen arbeitet. Mit anderen westlichen Staaten setzte sie daher Anfang Juni weitere UN-Sanktionen gegen den Iran durch. (afp)